Geschrieben von Bassem Maalouf (Arzt)
Die Harnröhre dient dem Abfluss des Urins aus der Blase. Beim Mann führt diese aus der Blase, durch die Prostata, durch den Penis nach außen. Die Harnröhre der Frau ist nur wenige Zentimeter kurz und mündet in der Vulva zwischen Klitoris und Scheideneingang (Vagina). Regelhaft ist das ungestörte, kontrollierte, schmerzfreie Wasserlassen. Liegt allerdings ein Hindernis in der Harnröhre, kann es zu Beschwerden kommen. Die Ursachen für solche Hindernisse sind in aller Regel
Narben in der Harnröhre können entstehen nach Verletzungen durch Unfälle z.B. bei der Geburt, bei Knochenbrüchen im Becken oder starkem Druck durch Fahrradsattel. Wird bei solchen Verletzungen auch die Harnröhre mit verletzt kann es dazu kommen, dass beim Abheilen auch innerhalb der Harnröhre narbige Veränderungen zurückbleiben. Diese können völlig unbemerkt bleiben oder Beschwerden verursachen.
Klassischerweise können Harnröhrenveränderungen nach urologischen Operationen auftreten, etwa, wenn an der Prostata oder der Blase operiert wurde oder die Harnröhre selbst korrigierend operiert werden musste. Auch, wenn Betroffene über eine längere Zeit einen Blasenkatheter in der Harnröhre hatten, können danach Harnröhrenverengungen vorliegen. Ein weiterer Grund sind Entzündungen der Harnwege, etwa durch
Eine nicht seltene Gruppe von Harnröhrenveränderungen sind angeborene Fehler, etwa kleine Klappen, die den Urinfluss schwer oder unmöglich machen. Schwere angeborene Fehler werden meist sehr schnell entdeckt, weil die Kinder beispielsweise keinen Urin lassen und eine prall gefüllte Harnblase haben. Sind die angeborenen Fehler eher klein können Jahre vergehen, bevor es überhaupt zu Beschwerden kommt. Bei den sogenannten Harnröhrenklappen sind fast ausschließlich Jungen betroffen.
Das Grundprinzip der Beschwerden bei Harnröhrenveränderungen ist, dass der Urin nicht so ablaufen kann, wie es normal wäre. Entweder ist die Harnröhre verengt oder aber es bilden sich kleine "Brücken" in der Harnröhre, sodass der Urin nicht mehr als ein einziger Urinstrahl austritt. Im Falle von narbigen Veränderungen können die Beschwerden auch erst Jahre nach z.B. Operationen auftreten. Entsprechend können folgende Beschwerden auftreten. Betroffene klagen über Schmerzen beim Wasserlassen, über nur kleine Mengen Urin trotz Harndrangs oder ggf. über die rötliche Verfärbung des Urins durch frisches Blut.
Auch der Urinstrahl kann verändert sein, sodass der Strahl ungewöhnlich dünn oder fein wirkt oder aber gespalten ist und in verschiedene Richtungen geht. Zusätzlich kommt es besonders häufig zu Harnwegsentzündungen, Entzündungen der Prostata oder sogar der Hoden und Nebenhoden. Auch beim Geschlechtsverkehr kann es zu Schmerzen und anderen Beschwerden kommen.
Es stehen einige Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um abzuklären, ob eine Harnröhrenveränderung vorliegt. Nach einem ausführlichen Gespräch schließt sich die ärztliche, körperliche Untersuchung an. In der Regel wird eine Urinprobe auf Entzündungszeichen und Blut getestet und ein Ultra-Schall von Nieren, Harnwegen, Blase und Prostata gemacht. Besteht weiterhin der Verdacht auf eine Harnröhrenveränderung kann eine sog. "Uroflowmetrie" durchgeführt werden.
Dafür urinieren Betroffene einfach in ein spezielles Gefäß, wobei die Flussgeschwindigkeit technisch gemessen wird und Hinweise gesammelt werden können. Weitere mögliche Verfahren sind die Aufnahme eines Röntgenbildes, nachdem ein Kontrastmittel in die Harnröhre gegeben wurde, und eine Kamera-Untersuchung ("Zystoskopie"), wobei ein sehr dünner Schlauch mit einer Kamera durch die Harnröhre bis in die Blase geschoben wird.
Das Ziel einer Behandlung sollte immer sein, dass der Urin normal abfließen kann und die Betroffenen keine oder weniger Beschwerden haben. Dafür ist es meist notwendig die Verengung der Harnröhre zu behandeln. Eine Option ist die Erweiterung der Engstelle. Es kann z.B. ein kurzer Draht mit einem kleinen Ballon in die Harnröhre bis zur Engstelle eingeführt werden.
Dann beginnt man den Ballon langsam aufzupumpen, sodass die Engstelle gedehnt wird. Eine andere Variante ist das "Anschneiden" einer Narbe, sodass die Verengung durch einen Schnitt erweitert wird. Daneben stehen viele weitere Methoden zur Auswahl inkl. der Einbringung von Platzhaltern ("Stents"), Laser-Therapien oder offene Operationen - die Entscheidung für die richtige Methode wird vom urologischen Team gemeinsam mit den Betroffenen gefällt.
Je nach Ursache der Veränderung und ausgewählter Methode und Erfahrung der Behandlungs-Teams können unterschiedliche Prognosen gestellt werden.
Grundsätzlich gilt: Je häufiger eingegriffen und operiert werden muss, desto schlechter die Aussicht auf eine Heilung. Bei guten Voraussetzungen und früher ärztlicher Behandlung bestehen jedoch auch gute Prognosen.
Narbige Veränderungen der Harnröhre können nicht mit Haushaltsmitteln behoben werden und erfordern eine dringende ärztliche Vorstellung. Es sollten niemals ohne ärztliche Anweisungen Gegenstände, Salben oder andere Dinge in die Harnröhre eingeführt werden.
Je nach Behandlungsmethode können regelmäßige Kontrollen notwendig sein, um eine erneute Harnröhrenverengung zu erkennen.
Bei Harnröhrenveränderungen handelt es sich in der Regel um Verengungen, narbige Veränderungen oder angeborene Fehlbildungen, die den Abfluss des Urins stören oder verhindern. Betroffene klagen über Schmerzen beim Wasserlassen, einen sehr dünnen oder schwachen und oft gespaltenen Urinstrahl. Die Diagnose wird meist in urologischen Praxen nach einfachen Untersuchungen gestellt und kann mit vielen verschiedenen Methoden behandelt werden.
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Geschrieben von
Bassem Maalouf
Medizinisch geprüft am
4. Aug. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Harnröhrenstriktur
Begriffe
Chlamydien
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