Geschrieben von Bassem Maalouf (Arzt)
Hämorrhoiden sind ein Geflecht aus kleineren Blutgefäßen ("Gefäßpolster"), die zum Ende des Enddarms hin den After ("Anus") ringförmig umschließen und dabei helfen, diesen gegen das Austreten von Stuhlgang abzudichten. In der Fachsprache heißen Hämorrhoiden auch "plexus hämorrhoidalis superior" oder "corpus cavernosum recti".
Grundsätzlich haben also alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Alter ein solches Gefäßpolster, das die Kontinenz sicherstellt. Vergrößert sich dieses Gefäßpolster, spricht man von Hämorrhoiden. Erst, wenn Hämorrhoiden auch tatsächlich Beschwerden verursachen, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden.
Da viele Menschen die Beschwerden als unangenehm empfinden und oft auch eine gewisse Scham besteht, gibt es nur wenig gute Studien, die aussagen, was genau Ursachen für Hämorrhoidalleiden sind. Entsprechend sind die Diskussionen dazu auch in Fachkreisen groß und es gibt viele Theorien, was Hämorrhoidalleiden verursacht.
Es fällt auf, dass vor allem Menschen mittleren und höheren Alters von Hämorrhoidalleiden betroffen sind. Trotz einer hohen vermuteten Dunkelziffer wird davon ausgegangen, dass weit über die Hälfte aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben betroffen sind.
Weitestgehend einig sind sich Behandelnde, dass vor allem Übergewicht und bestimmte Verhaltensweisen beim Toilettengang ein Risiko darstellen. So wird vermutet, dass besonders langes Sitzen auf der Toilette und verstärktes Drücken beim Stuhlgang das Risiko eines Hämorrhoidalleiden erhöht. Hinzu kommt, dass eine sog. Obstoptionsneigung, also die Neigung zu
Zuerst ist festzustellen, dass das Hämorrhoidalleiden bei den Betroffenen verschiedene Beschwerden hervorrufen kann. Die für das Hämorrhoidalleiden typischen Beschwerden können die betroffenen Menschen verschieden stark belasten. Darüber hinaus hängt die Stärke der Beschwerden nicht unbedingt nur von der Größe der Hämorrhoiden ab. Menschen mit kaum oder nicht sichtbaren Hämorrhoiden können also auch unter starken Beschwerden leiden. Mitunter zeigen sich bei ihnen sogar stärkere Schmerzen als bei Patienten, die deutlich größere Hämorrhoiden aufweisen.
Das Symptom, das von den allermeisten Betroffenen berichtet wird, ist eine Blutung im Analbereich. Dies kann von wenigen Tropfen Blut am Toilettenpapier bis hin zu Blut in der Toilettenschüssel reichen. Wichtig ist, dass diese Blutung meistens während oder direkt nach dem Stuhlgang auftreten und das Blut eher hellrot ist. Bei dunklerer Farbe des Blutes oder blutig erscheinendem Stuhlgang ist eine andere Ursache wahrscheinlicher.
Es gibt viele Erkrankungen, die ebenfalls mit Blutungen beim Stuhlgang auffallen - insofern ist es wichtig, die Beschwerden mit einer Hausärztin zu besprechen. In der Regel sind Hämorrhoiden selbst schmerzlos, allerdings können Komplikationen wie Fisteln, also kleinen Gängen im Gewebe, oder Fissuren, also Einrisse, vor allem der Schleimhaut, zu Schmerzen führen.
Oft berichten Betroffene zusätzlich über Brennen,
Wenn das Hämorrhoidalleiden weiter fortgeschritten ist, kann das vergrößerte Gefäßpolster sich nach außen stülpen, sodass sie aus dem Anus hinausragen. Sie sind dann auch tastbar. Oft ziehen sich die Ausstülpungen nach dem Stuhlgang wieder selbst zurück, ggf. können sie auch mit den Fingern vorsichtig zurückgeschoben werden.
Hämorrhoidalleiden können in Phasen auftreten, sodass die Beschwerden nicht dauerhaft auftreten müssen. Sie können auch einmalig auftreten und dann wieder von selbst verschwinden. Die Schwere des Hämorrhoidalleiden wird von Behandelnden anhand von Größe und Verschiebung in- und außerhalb des Anus in vier Schweregrade eingeteilt.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen von Hämorrhoiden gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Im Falle der Hämorrhoiden sind das zum Beispiel Blut am Toilettenpapier,
Während der Anamnese stellt der Arzt unter anderem die folgenden Fragen:
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch erfolgt in der Regel eine orientierende körperliche beziehungsweise proktologische Untersuchung. Im Zuge dieser Untersuchung wird die Region um den After inspiziert und auch sichtbare Veränderungen hin geprüft. Danach findet eine sogenannte Digital-rektale-Untersuchung (DRU) statt. Dabei können Patienten aufgefordert werden, wie beim Stuhlgang "zu drücken", um zu beurteilen, ob das Gefäßpolster sichtbar oder tastbar wird. Bei der "digital-rektalen Untersuchung", wird außerdem ein Finger in den Anus und Enddarm eingeführt , um die Region zu untersuchen. Oft besteht vor dieser Untersuchung Angst und Scham, allerdings ist sie in der Regel schmerzfrei und dauert nur wenige Sekunden.
Die weitere Diagnostik kann dann unter Zuhilfenahme verschiedener Verfahren erfolgen. Die dabei am häufigsten zum Einsatz kommenden diagnostischen Maßnahmen sind die Analkanal- (Proktoskopie) und/oder Enddarmspiegelung (Rektoskopie). Bei diesen Untersuchungen wird ein kleines Rohr mit unterschiedlicher Länge, das über eine winzige Kamera verfügt, in den Enddarm vorgeschoben. Auf diese Weise kann der Arzt die oberflächlichen Strukturen im Inneren des Enddarms inspizieren und Auffälligkeiten schnell identifizieren. Sowohl der Analkanal als auch die Enddarmspiegelung dauern nur kurze Zeit und werden in der Regel unter einer leichten Sedierung durchgeführt. In einigen Fällen ist es zusätzlich notwendig, eine Spiegelung des gesamten Dickdarms anzusetzen. Bei diesem diagnostischen Verfahren spricht man von einer sogenannten Koloskopie. Sie dient vor allem dazu, um bei Blutbeimengungen im Stuhl
Je nach Ausprägung der bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden, können Hämorrhoidalleiden auf verschiedene Arten behandelt werden. Grundsätzlich sollte dabei immer darauf geachtet werden, die Ernährung so umzustellen, dass es deutlich seltener zu Verstopfungen kommt. Betroffene sollten sich ballaststoffreich ernähren und auf Lebensmittel verzichten, die Verstopfung verursachen. Zu den dabei relevanten Nahrungsmitteln zählen zum Beispiel Weizenmehl-haltige Speisen wie Weißbrot. Gleichzeitig kann es sehr helfen, sofern denn Übergewicht vorliegt, abzunehmen, um den Druck und die Last, die beim Toilettengang auf den Hämorrhoiden lastet, zu vermindern.
Eine Maßnahme, die wirklich jeder der betroffenen Patienten unternehmen kann, ist die Verkürzung des Toilettengangs. Vor dem Stuhlgang sollte stets gewartet werden, bis tatsächlich der Drang zum Toilettengang besteht. Es sollte vermieden werden sich so lange auf die Toilette zu setzen "bis etwas kommt". Dann sollte vermieden werden, besonders stark zu pressen. Es ist also ratsam, die Zeitung oder das Smartphone aus dem Badezimmer zu verbannen.
Zur Linderung von Beschwerden können von dem behandelnden Arzt Salben oder Zäpfchen verschrieben werden, die örtliche Schmerzmittel und Entzündungshemmer beinhalten. Bei starken Verstopfungen können Medikamente verschrieben werden, die den Stuhl auflockern und weicher machen.
Auch bei weniger stark ausgeprägten Hämorrhoidalleiden kann bereits eine ärztliche, sog. interventionelle, also nicht-medikamentöse Behandlung durch verschiedene Methoden durchgeführt werden. Dabei stehen viele verschiedene Optionen zur Auswahl. Zu den am häufigsten angewendeten Methoden zählen das Spritzen einer Lösung in das Gefäßpolster. Diese Lösung soll das Ausstülpen des Gefäßpolsters nach außen verhindern. Bei dieser Behandlungsmethode spricht man von der sogenannten Sklerosierung. Darüber hinaus kann das Anlegen von kleinen Gummibändern um die betroffenen Gefäße dazu führen, dass diese nicht mehr mit Blut gefüllt werden und letztlich absterben. In schweren Fällen kann das Hämorrhoidalleiden auch mithilfe eines chirurgischen Eingriffs behandelt werden. Im Zuge dieser Operation wird ein Teil der Hämorrhoiden entfernt oder vernäht.
Hämorrhoidalleiden können nur einmalig auftreten und ohne Behandlung wieder abklingen. Allerdings steigt das Risiko erneuter Beschwerden mit der Anzahl und Schwere der Beschwerden.
Vor allem im Bereich der Ernährung bestehen gute Möglichkeiten der Selbstbehandlung. So können beispielsweise Nahrungsmittel zur Aufweichung des Stuhls eingenommen werden, etwa Floh- oder Leinsamen. Gegen die Beschwerden kann es helfen, die Region zu kühlen, etwa mit einem nassen Waschlappen oder Kühlkissen. Im Alltag können Sitzkissen die Beschwerden lindern.
Es gibt keine strikten Nachsorge-Programme. Klingen die Beschwerden ab, sind keine Nachkontrollen notwendig. Anderes gilt nach Operationen oder wenn die Behandelnden eine Nachsorge anordnen.
Hämorrhoidalleiden können auftreten, wenn das natürliche Gefäßpolster am Darmausgang sich vergrößert. Dabei können Blutungen, Brennen und Juckreiz auftreten. Die Beschwerden können je nach Ausprägung mit Verhaltensänderungen, Medikamenten oder mit Operationen behandelt werden.
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Geschrieben von
Bassem Maalouf
Medizinisch geprüft am
14. Sept. 2022
Grundsätzlich sollten sich Betroffene in erster Linie an die Hausärztin wenden.
Hämorrhoidalleiden können nur einmalig auftreten und ohne Behandlung wieder abklingen.
Nehmen Betroffene keinerlei Maßnahmen vor kann es dennoch dazu kommen, dass Hämorrhoiden sich von alleine zurückbilden. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass die Beschwerden weiter zunehmen.
Sollten die Beschwerden anhalten und auch bei oben genannten Maßnahmen nicht lindern oder es zu Schmerzen oder vermehrten Blutungen kommen sollte in jedem Fall ärztliche Beratung gesucht werden.
Hinzu kommt die körperliche Untersuchung. Dabei können Patient:innen aufgefordert werden wie beim Stuhlgang "zu drücken", um zu beurteilen, ob das Gefäßpolster sichtbar oder tastbar wird. Teil der Untersuchung ist auch die sog. "digital-rektale Untersuchung", bei der ein Finger in den Anus und Enddarm eingeführt wird, um die Region zu untersuchen. Oft besteht vor dieser Untersuchung Angst und Scham, allerdings ist sie in der Regel schmerzfrei und dauert nur wenige Sekunden.
Zur weiteren Diagnostik können auch Geräte zum Einsatz kommen. Hierbei würde z.B. ein dünnes Rohr durch den Anus eingeführt, durch das Behandelnde den Enddarm und Anus von innen anschauen können. Auch diese Untersuchung dauert meist nur sehr kurz.
Da auch Darmkrebs zu Blutungen führen kann, kann in bestimmten Fällen eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um eine Krebserkrankung auszuschließen.
Erkrankung zusammengefasst
Begriffe
Analfissur
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