Gynäkomastie ist ein weibliches Brustwachstum bei dem Mann. Das Drüsengewebe der Brust wächst hier ähnlich wie bei der Frau.
Wortabstammung aus dem Griechischen: „gyne“ = „Frau“ und „mastos“= „Brust“.
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Gynäkomastie abhängig von der Ursache. Demnach ist es wichtig festzustellen, ob es sich um einen physiologischen (natürlichen) oder einen pathologischen (krankhaften) Prozess handelt, um eine entsprechende Therapie festlegen zu können.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Gynäkomastie?
In den meisten Fällen entsteht die Brustdrüsenvergrößerung (Gynäkomastie) durch einen normalen, natürlichen (physiologischen) Körperprozess oder durch Drogen, sowie Medikamenten, welche das Hormonverhältnis von Testosteron und Östrogen durcheinander bringen.
Bei einem erwachsenen jungen Mann liegt der normale Testosteronwert bei ungefähr 6 Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml) und der normale Östrogenwert bei 20-40 picogramm (pg/ml).
Das Brustdrüsengewebe wirkt außerordentlich sensibel auf Schwankungen im männlichen Hormonhaushalt, wodurch es bei Störungen im Gleichgewicht zu einem Wachstum der Brust/Brüste kommen kann. Somit spielen alle Dinge, die in dieses Gleichgewicht eingreifen, eine Rolle als Risikofaktor.
Es ist wichtig, eine sogenannte Pseudogynäkomastie („Scheingynäkomastie“) von einer "echten" Gynäkomastie zu unterscheiden. Die Pseudogynäkomastie hat eine Einlagerung von Fett in der Brust als Ursache. Dies entsteht durch Übergewicht, Ernährung mit besonders hohem Fettgehalt.
KLASSIFIKATION/ARTEN DER GYNÄKOMASTIE UND IHRE ENTSTEHUNG
Physiologische Gynäkomastie Die Ursache der physiologischen Gynäkomastie ist ein Ungleichgewicht zwischen Testosteron (männliches Geschlechtshormon) und Östrogen (weibliches Geschlechtshormon). Das weibliche Hormon befindet sich in kleinen Mengen auch beim Mann vor und ist bei einer Gynäkomastie erhöht. Selbst die kleinste Zunahme an Östrogen im Mann, führt zu einer Vergrößerung der Brust, da der Körper sehr sensibel auf die geringsten Schwankungen reagiert.
Dies muss jedoch nicht ausschließlich durch pathologische (krankhafte) Prozesse entstehen, sondern kann auch auf natürlicherweise in bestimmten Abschnitten des Lebens auftreten und werden physiologische Gynäkomastie genannt.
Zu diesen gehören die Folgenden:
Neugeborenengynäkomastie
Bei über 50 % aller Neugeborenen (männlich) findet sich in den ersten Monaten ein kleiner Brustansatz vor. Dieser ist nur vorübergehend und verschwindet von selbst nach wenigen Wochen oder Monaten
Der Grund dafür ist, dass männliche Säuglinge mit dem weiblichen Hormon in Kontakt durch die Mutter kommen. Dies geschieht entweder über die Plazenta oder über die Muttermilch.
Das Neugeborene kann das weibliche Hormon noch nicht so effizient abbauen, da die (die für den Abbau zuständig ist) in den ersten Wochen noch nicht voll funktionsfähig ist.
Somit hat Östrogen (weibliche Hormon) in dem ersten Lebensabschnitt eines Jungen noch einen größeren Einfluss als später und es kommt zu einer kleinen Vergrößerung der Brust.
Pubertätsgynäkomastie Bei manchen Jungen kommt es während der Pubertät zu einer Vergrößerung der Brust. Ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron liegt auch hier vor, da während der Pubertät das weibliche Sexualhormon vermehrt produziert wird. Im Normalfall bildet sich die Brustvergrößerung wieder bis zum 20. Lebensjahr zurück.
Wenn sie allerdings bestehen bleibt, ist ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung des Drüsengewebes in Erwägung zu ziehen.
Jedoch muss man zwischen Pubertätsgynäkomastie und Gynäkomastie durch Übergewicht (Pseudogynäkomastie) unterscheiden.
Altersgynäkomastie Das Fettgewebe nimmt mit zunehmendem Alter zu und die Produktion vom männlichen Geschlechtshormon (Testosteron) nimmt ab.
Besonders reichlich im Fettgewebe findet sich das Enzym Aromatase vor, welches die Funktion besitzt, Testosteron in Östrogen umzuwandeln. Somit befindet sich auch hier ein erhöhter und abnormaler Wert des weiblichen Geschlechtshormons vor, was das Wachstum der Brust fördert.
Pathologische Gynäkomastie Auch die krankhafte Gynäkomastie geht mit einem Ungleichgewicht zwischen dem weiblichen und dem männlichen Sexualhormon einher.
Erbliche Gynäkomastie Bestimmte Enzyme, die für die Bildung von Testosteron beitragen sind defekt. Somit ist die Produktion von Testosteron eingeschränkt, was zu einer Dysbalance (Ungleichgewicht) der Sexualhormone führt.
Chronische Erkrankung Das Gleichgewicht des Hormonhaushaltes kann durch andere Erkrankungen gestört werden und somit zu Gynäkomastie führen.
Solche sind:
- Erkrankungen der Leber, da diese eine Hauptrolle für den Abbau von Östrogen spielen (zum Beispiel )
- (Störung der Funktion der Niere)
- (Unterernährung), bei welcher ein dramatischer Abfall des Testosteronspiegels besteht und die Leber besonders beeinträchtigt ist
- Verlust von einer oder beider Hoden, da in den Hoden die Hauptproduktion des männlichen Sexualhormons (Testosteron) stattfindet
Krebserkrankungen Bestimmte Arten von Tumoren produzieren von selbst Östrogen, wodurch ein Überschuss an Östrogen im Körper entsteht. Darunter zählen beispielsweise Tumore, die sich in der Brust befinden (). Allerdings ist diese Art von Ursache äußert selten.
Gynäkomastie durch Pflegeprodukte, Medikamente oder Drogen Das Einnehmen von Substanzen, die das Hormonverhältnis beeinflussen, sind eine der häufigsten Ursachen für eine Vergrößerung der Brustdrüsen.
Dazu zählen Medikamente für das , Antidepressiva oder Antibiotika sowie Heroin, Cannabis oder langjähriger Konsum von Alkohol.
Manche Pflegeprodukte für die oder das Haar enthalten kleine Mengen an künstlichen weiblichen Hormonen, die über Kopfhaut oder die Haut in die Blutbahn geraten können und somit den Östrogenwert erhöhen.
Was sind die Symptome einer Gynäkomastie?
Die Gynäkomastie ist keine eigenständige Krankheit, sondern eigentlich ein Symptom. Der Brustwachstum (Gynäkomastie) tritt entweder einseitig oder beidseitig auf.
Abhängig von der Ursache können noch weitere Symptome auftreten. Dazu zählen subjektive Beschwerden wie zum Beispiel Einschränkungen der Bewegung, Spannungsgefühle in den Brüsten oder besonders ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen.
Allerdings kann die Gynäkomastie nur mit der Größenzunahme einer oder beider Brustdrüsen einhergehen, ohne weitere vorhandene Beschwerden.
Psychische Belastungen betreffen vor allem Jugendliche (auch Pubertätsgynäkomastie genannt), was dazu führt, dass Umkleiden, Sport oder Schwimmbäder aus Angst vermieden werden.
Wie wird die Gynäkomastie diagnostiziert?
Untersuchungen bei Gynäkomastie
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Gynäkomastie gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Eine Anamnese ist von großer Bedeutung, da eine der häufigsten Gründe für eine Gynäkomastie Pflegeprodukte, Medikamente oder Drogen sind.
Wenn einige Verwandte ebenfalls an einer Gynäkomastie leiden, ist die Anamnese hier ebenfalls von Wichtigkeit.
Zunächst muss von Pseudogynäkomastie ( zugrunde liegend) und einer „echten“ Gynäkomastie unterschieden werden.
Deshalb wird erst die Brust abgetastet, um von Drüsengewebe und von Fettgewebe differenzieren zu können.
Danach wird mit dem Ultraschallgerät ein Bild produziert, in welchem man noch genauer von Fett- und Drüsengewebe abgrenzen kann.
Außerdem wird Blut abgenommen, um die genauen Werte der Geschlechtshormone, Nierenwerte und Leberwerte einzusehen.
Bei Verdacht auf einen Tumor wird eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes gemacht, sowie die Brust auf Knoten abgetastet. Besonders suspekt für Brustkrebs ist eine einseitige Gynäkomastie.
Behandlung bei Gynäkomastie
Die Behandlung erfolgt entsprechend der Ursache. In den meisten Fällen handelt es sich um eine physiologische (natürliche, nicht krankhafte) Gynäkomastie, wozu Neugeborenengynäkomastie, Pubertätsgynäkomastie, Altersgynäkomastie oder Pseudogynäkomastie zählen.
Bei der Neugeborenen- oder Pubertätsgynäkomastie ist keine Behandlung erforderlich. Sie verschwindet von selbst nach einer bestimmten Zeitspanne.
Die Altersgynäkomastie oder die Pseudogynäkomastie kann durch eine Umstellung der Ernährung den Hormonhaushalt instand setzen. Wenn bestimmte Medikamente, Drogen oder Pflegeprodukte die Gynäkomastie auslösen, ist ein Verzicht auf diese dringend notwendig.
Den Hormonhaushalt kann man auch durch eine Medikamententherapie wiederherstellen, entweder durch eine direkte Gabe von Testosteron oder indem man die Umwandlung von Testosteron in Östrogen blockiert.
Eine chirurgische Entfernung der Brust ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit, die in Erwägung gezogen wird, wenn Medikamente nicht helfen.
Wie ist die Prognose einer Gynäkomastie?
Die physiologische Gynäkomastie benötigt keine Behandlung, da diese nur für einen bestimmten Zeitraum anhält und wieder von allein verschwindet.
Bei einer pathologischen Brustdrüsenvergrößerung werden Medikamente eingesetzt, die den Hormonhaushalt wiederherstellen oder eine Operation zur Entfernung der Brust wird durchgeführt.
Bei einer Pseudogynäkomastie (Adipositas als Ursache) ist eine Umstellung der Ernährung notwendig, um eine normale Brustgröße wieder herzustellen.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Gynäkomastie
Nach einer Operation: 6 Wochen lang tragen von Kompressionswäsche und kein Sport.
Hormontherapie: Lebenslang.
Lebensmittel die Östrogen enthalten:
- Sojaprodukte
- Leinsamen
- Aprikose
- Kichererbsen
- Beeren wie Erdbeeren, Preiselbeeren, Himbeeren
- Kreuzblütlergemüse wie Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrabi und Grünkohl
- Zwiebeln, Knoblauch
- Bohnen
- Tofu
- Linsen
- Haferflocken
- Sonnenblumenkerne
Zusammenfassung
Eine Gynäkomastie ist eine Vergrößerung der Brust oder der Brüste bei einem Mann. Sie wird durch ein Ungleichgewicht des Hormonverhältnisses zwischen Östrogen (weibliches Geschlechtshormon) und Testosteron (männliches Geschlechtshormon) verursacht. In den meisten Fällen ist eine Gynäkomastie nicht krankhaft und verschwindet von selbst wieder oder es ist ein Symptom einer anderen Erkrankung.