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Gallensteine: Entstehung, Therapie & Prognose

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Gallensteinen?

Der Begriff Cholelithiasis leitet sich von den griechischen Begriffen „cholé“ (Galle) und „líthios“ (Stein) her und beschreibt ein allgemeines Vorhandensein von Gallenstein, unabhängig von ihrer Lokalisation.

Wissenswert

Gallensteine kommen bei etwa 15-20% der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland vor, wobei Frauen häufiger betroffen sind wie Männer.

Gallensteine bilden sich durch Substanzen, die in der Gallenflüssigkeit gelöst sind und aus dem gelösten in einen festen Zustand übergehen können.

Die hierdurch entstehenden Steine lassen sich anhand Ihrer Substanzen in verschiedene Gruppen einordnen. Hier seinen der Vollständigkeit halber die drei Hauptvertreter genannt:

  • Cholesterinstein (bestehend aus Cholesterin),
  • Bilirubinstein (bestehend aus Abbauprodukten des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin),
  • Calciumcarbonatstein (bestehend aus Calcium und Kohlensäure).

Diese Steine entstehen durch ein Missverhältnis zwischen den oben aufgeführten steinbildenden Substanzen und den sogenannten lösenden Substanzen. Zu letzterem zählen Beispielsweise die Gallensäuren (Abbauprodukte des Cholesterins). Durch verschiedene Erkrankungen kann dieses Gleichgewicht durcheinanderkommen. So kommt es beispielsweise bei Morbus Crohn zu einem erhöhten Verlust der Gallensäuren, oder aber bei der Zerstörung von roten Blutkörperchen infolge von sogenannten hämolytischen Anämien zu einem massiven Anstieg vom Bilirubin, dem Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes.

Achtung

Als allgemeine Risikofaktoren einer vermehrten Gallensteinbildung werden in der Literatur besonders übergewichtige Menschen, Frauen, ein hellhäutiger Typus, Altersgruppen über 40 Jahren, Personen, die noch fruchtbar sind und somit Kinder bekommen können und auch Menschen, in deren Familie bereits Gallensteine aufgetreten sind, genannt.

All diese Risikofaktoren lösen Gallensteine nicht direkt aus, können aber das Risiko erhöhen, einen solchen Stein im Laufe des Lebens zu entwickeln.

Was sind die Symptome von Gallensteinen?

Bei einem Großteil der Patienten mit Gallensteinen bleiben diese unauffällig, also symptomlos. Über 75% der Menschen in Deutschland haben trotz eines vorhandenen Gallensteins keinerlei Probleme mit diesem. Bei den übrigen 25% stellt sich ein Gallenstein meist mit einer sehr uncharakteristischem Erscheinungsbild auf. Patienten klagen häufig über Übelkeit und Erbrechen , aber auch über ein Völlegefühl und Blähungen .

Des Weiteren kann es zu rechtsseitigen Schmerzen, knapp unterhalb des Rippenbogens kommen. In starken Fällen können hier sogenannte kolikartige Schmerzen auftreten. Dies umschreibt heftige, krampfartig und wellenförmig auftretende Schmerzen.

Zusätzlich beschreiben manche Patienten ein Ausstrahlen des Schmerzes in die rechte Schulterregion. Ausgelöst werden diese Schmerzen häufig beispielsweise durch das Essen sehr fettreicher Mahlzeiten.

Hinweis

Im Falle, dass der Gallenstein im Gallengang zu liegen kommt und diesen verstopft, können zusätzlich zu den oben genannten Symptomen auch folgen einer Abflussstörung der Gallensäfte auftreten. Dies stellt sich häufig durch einen sehr hellen Stuhl, und gleichzeitig rostroten Urin dar.

Bei einem langen Verschluss der Gallenwege kann auch Juckreiz am ganzen Körper auftreten.

Wie werden Gallensteine diagnostiziert?

Diagnose

Die Diagnose eines Gallensteins verläuft wie folgt:

Die Diagnose eines Gallensteines wird einerseits durch eine Abfrage der oben genannten Symptome wie Schmerzen unterhalb des rechten Rippenbogens, kolikartige Schmerzen, Veränderung der Stuhl und Urinfarbe gestellt.

Im weiteren Verlauf wird insbesondere bei der körperliche Untersuchung der Bauchdecke untersucht, ob der Bereich der Gallenblase auf Druck von außen schmerzhaft reagiert.

Im Falle einer Entzündung im Bereich des Gallensteins, kann hier zu einer Reizung der Bauchdecke und einer Abwehrspannung kommen. Diese lässt sich ebenfalls in der körperlichen Untersuchung feststellen.

Zusätzlich wird mittels Ultraschalles ein Nachweis eventueller Gallensteine versucht. Hierbei können teilweise die Gallensteine direkt im Ultraschall dargestellt werden, oder zumindest aufgestaute und damit verbreiterte Gallenwege sichtbar gemacht werden.

Falls die Bildgebung durch Ultraschall den Verdacht auf einen Gallenstein nicht erhärten kann, die sonstigen Untersuchungen diesen Verdacht aber nahelegen, können weitere Bildgebende Verfahren in Erwägung gezogen werden. Mittels einer Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) können beispielsweise auch kleine Steinfragmente dargestellt werden.

Des Weiteren werden Laboruntersuchungen angefertigt um Erkrankungen, die zu einem Gallensteinleiden führen können festzustellen und auch eine Erhöhung von steinbildenden Substanzen, bzw. eine Erniedrigung ebendieser direkt nachzuweisen.

Aus dem Gesamtbild all dieser Diagnostik kann die Diagnose des Gallensteins gestellt werden.

Therapie bei Gallensteinen

Hinweis

Bei Gallensteinleiden ohne Symptome (asymptomatisch) ist meist keine Therapie vonnöten. Nur im Falle einer Veränderung der Gallenblasenwand oder Gallensteinen über einer Größe von 3 cm ist bei asymptomatischen Gallensteinleiden eine Operation angedacht.

Bei symptomatischem Gallenblasenleiden helfen zu Beginn eine Nahrungskarenz (Verzicht auf Nahrung), Schmerzmittel und Medikamente, die die Muskelkraft der Gallengänge und des Gallenausgangs reduzieren (Spasmolytika). Im weiteren Verlauf muss der Stein in den allermeisten Fällen durch einen Eingriff entfernt werden.

Im Falle, dass Steine in der Gallenblase die Probleme verursachen, muss diese operativ entfernt werden. Hierzu wird in Vollnarkose mittels Schlüssellochtechnik die Gallenblase entfernt. Ebenso können die Gallensteine auch im Gang stecken bleiben, der von der Gallenblase zum Darm führt. Um diese Gallensteine bei akuten Problemen zu therapieren, wird eine sogenannte Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) durchgeführt. Hierbei wird unter einer leichten Narkose ein Endoskop (Schlauch mit Kamera) über die Speiseröhre und den Magen bis in den Darm vorgeschoben. Hier wird die Stelle aufgesucht, an der der Gallengang in den Darm mündet, die sogenannte Papilla Vateri. Durch diese Papilla Vateri wird eine Sonde in den Gallengang vorschoben und über diese Sonde Kontrastmittel eingespritzt. Mithilfe von Röntgen kann nun der Gallengang begutachtet werden und Verstopfungen durch Gallensteine dargestellt werden.

Im weiteren Verlauf kann hierüber versucht werden der Gallenstein in ein Metallkörbchen gelegt zu werden und mit diesem aus dem Gallengang entfernt werden. Im Falle eines Misserfolges kann ein Metallröhrchen (Stent) in den Gallengang eingelegt werden, um diesen aufzudehnen um den Gallenstein zu ermöglichen, selbstständig aus dem Gallengang herauszukommen. Des Weiteren kann über die ERCP auch ein großer Gallenstein in kleinere Fragmente zerstört werden. Zusätzlich wird bei jedem Eingriff an der Gallenblase, bzw. den Gallengängen eine antibiotische Therapie.

Hinweis

Bei geringen Problemen kann vor einem solchen Eingriff eine medikamentöse Steinentfernung probiert werden. Hierzu wird das Medikament Ursodesoxycholsäure (UDCA) gegeben und damit versucht den Stein aufzulösen.

Eine solche Therapie dauert mindestens einen Zeitraum von 4-6 Monaten und führt leider häufig nicht zum Erfolg.

Wie ist die Prognose bei Gallensteinen?

Die Prognose ist in den meisten Fällen sehr gut, da besonders eine Gallenblasenentfernung einen Routineeingriff darstellt und die Entfernung sehr gut gelingt. Eine ERCP erfüllt ebenfalls in den meisten Fällen ihr Ziel und sorgt für eine Steinfreiheit der unteren Gallenwege. Nichtsdestotrotz ist hierbei die Komplikationsrate höher, wie dies bei der Gallenblasenentfernung der Fall ist. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es aber keine adäquate Alternative, um symptomatische Gallensteine der unteren Gallenwege anderweitig effektiv zu therapieren.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei Gallensteinen

Alternativmedizinisch wird häufig eine Einnahme von großen Mengen Öl empfohlen, um hierdurch dem Gallenstein zu ermöglichen, selbstständig in den Darm zu wandern. Hierbei kommt es aber nur zu sogenannten Verseifungsreaktionen zwischen dem Magensaft und dem Öl, wodurch ähnlich aussehende Steine entstehen, die über den Stuhl ausgeschieden werden. Hierbei kann der Eindruck entstehen, dass der Gallenstein entfernt worden sei, was aber nicht der Fall ist.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Gallensteinen

Grundsätzlich sollte bei einer Erkrankung an Gallensteinen eine zu Grunde liegende Vorerkrankung ausgeschlossen werden und diese im Falle einer Feststellung weiterhin betreut werden. Eine engmaschige Kontrolle der Gallenwerte im Labor sollte nach erfolgreicher Steinentfernung bis zur Normalisierung ebendieser ebenfalls erfolgen. Im weiteren Verlauf sollte besonders auf fettreiche Nahrung verzichtet werden, dass diese eine erneute Bildung von Gallensteinen begünstigt.

Zusammenfassung

Cholelithiasis bezeichnet das Vorhandensein eines Gallensteins, dies kann entweder in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) oder in den Gallengängen (Choledocholithiasis) der Fall sein. 75% der betroffenen Personen haben keinerlei Probleme mit den vorhandenen Gallensteinen und benötigen auch keine Therapie. Bei den übrigen 25% stellt eine invasive Therapie entweder über eine Gallenblasenentfernung oder über eine endoskopische ERCP die Therapie der Wahl dar.

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