Geschrieben von Julian Thomas (Medizinstudent 10. Semester)
Unter dem Begriff Gallensteine versteht man die Ansammlung von kristalloiden Gebilden (Steinen) in der Gallenblase. Aufgrund ihrer Größe ist es aber auch möglich, dass die Steine aus der Gallenblase austreten und in die Gallengänge gelangen.
Man unterscheidet deshalb drei Stellen, an denen sich Gallensteine befinden können. In der Gallenblase selbst, in den Gallengängen außerhalb der
Schätzungsweise 15-20 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland weist mindestens einmal in ihrem Leben Gallensteine auf. Nur bei etwa jedem fünften der Betroffenen wird das Steinleiden irgendwann symptomatisch.
Frauen sind in etwa doppelt so häufig von einem Steinleiden betroffen als Männer. Aufgrund der Diagnose Gallensteine, beziehungsweise Gallensteinleiden werden pro Jahr in Deutschland ca. 200.000 Gallenblasenentfernungen operativ durchgeführt.
Die Gallenblase ist ein der Leber anhängendes Hohlorgan, welches der Speicherung und Abgabe der Gallenflüssigkeit mit ihren Bestandteilen in den Zwölffingerdarm dient.
Für die Entstehung von Gallensteinen kann es verschiedene Ursachen geben.
Zu den besonders relevanten Risikofaktoren für das Entstehen eines Gallensteinleidens zählen vor allem die folgenden 6 Risikofaktoren, mit Akronymen als "6 F's" bezeichnet:
Gallensteine entstehen auf der einen Seite durch das zu viele Vorhandensein bestimmter Substanzen im Blut. Dabei sind vor allem Cholesterin (80 % der Steine), Calciumcarbonat (10 % der Steine) oder Bilirubin (10 % der Steine) von besonderer Bedeutung.
Auf der anderen Seite kann es auch an Substanzen mangeln, die die Löslichkeit der Galle normalerweise erhöhen, wie die Gallensäure oder Lecithin. Wenn die Galle mit Cholesterin übersättigt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gallensteine bilden, sehr stark an.
Das Cholesterin ist typischerweise bei Menschen mit Stoffwechselstörungen und/ oder körperlichem Übergewicht erhöht. Auch eine falsche, ungesunde Ernährung kann zu einer deutlichen Erhöhung des Cholesterinwerts führen. Von einer solchen Blutfetterhöhung sind zunehmend mehr Menschen betroffen. Diese Tatsache erklärt, aus welchem Grund die Fallzahlen bei Gallensteinleiden in den letzten Jahren derart stark angestiegen sind.
Kommt es bei einer Person zur Ausbildung von Gallensteinen, so können diese entweder in der Gallenblase selbst oder auch in den abführenden Gallengängen zum Liegen kommen. Finden sich nur wenige Steine in der Gallenblase, ist es unwahrscheinlich, dass diese zu Beschwerden führen. Verstopfen die Steine jedoch die dünneren, muskulären Gallenwege, kann das Steinleiden zu akuten Beschwerden führen.
Große Gallensteine sind in der Regel nicht für die Entstehung des schmerzhaften Gallensteinleidens verantwortlich, denn sie passen überhaupt nicht in die Gallengänge. Besonders relevant sind hingegen alle Gallensteine, die klein genug sind, um aus der Gallenblase in die Gallengänge zu gelangen, gleichzeitig aber zu groß sind, um diese ohne Probleme zu passieren.
Die Gallensteine können beim Verstopfen der Gallenwege auch eine Entzündungsreaktion in der Gallenblase verursachen, die sog. Cholezystitis. Bei einem Gallenstau in den Gallengängen kommt es zu lokalen Entzündungen und der Einwanderung von Darmbakterien in das Gewebe.
Bei ungefähr 25 Prozent der Personen, die an Gallensteinen leiden, kommt es im Verlauf auch zu wahrnehmbaren Beschwerden. Die Symptome beim Vorliegen des Gallensteinleidens reichen von keinen Symptomen bis hin zu vernichtenden, kolikartigen Schmerzen. Dazwischen finden sich auch eine Menge unspezifischer Symptome, die lediglich auf ein Steinleiden hinweisen können. Diese bedürfen dann näheren Untersuchungen.
Besonders häufig entwickeln sich im Zuge des Gallensteinleidens
Bei den Betroffenen liegen die für Gallensteine typischen Beschwerden nicht dauerhaft in gleicher Art und Weise vor. Es zeigt sich vielmehr, dass die Beschwerden in der Nacht und nach fettigem Essen deutlich an Intensität zunehmen.
Folgende Symptome können bei Gallensteinen , die sich in einem Teil der Gallenblase oder in einen Gallengang verlegen (Choledocholithiasis), auftreten.
Wenn der Gallengang, der von der Gallenblase bis in den Zwölffingerdarm verläuft, vollständig verlegt ist, kommt es bei den betroffenen Personen klassischerweise zu einer Entfärbung des Stuhlgangs. Der Stuhl verliert dabei seine typische dunkelbraune Färbung, die er aufgrund der Gallenflüssigkeit besitzt, und nimmt eine hellgraue bis aschfarben Farbe an. Darüber hinaus kann sich der Urin im Zuge des Gallensteinleidens rötlich verfärben.
Wenn der Gallenstau über einen längeren Zeitraum besteht, kann es zu juckenden Hautreizungen kommen. Dies lässt sich besonders häufig bei schwangeren Frauen beobachten. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Schwangerschaftscholestase. Es muss aber dringend beachtet werden, dass diese Form der Cholestase in den meisten Fällen nicht durch einen Gallenstein hervorgerufen wird.
Vielmehr kommt es bei den werdenden Müttern zu einer druckbedingten Verlegung der Gallengänge, die letztendlich eine Behinderung des Gallenabflusses zur Folge hat.
Zum Beginn der diagnostischen Maßnahmen findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem betroffenen Patienten bestehenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden.
Besonders wichtige Punkte sind dabei der Stuhlgang in Hinblick auf veränderte Konsistenz und Farbe, veränderter Urin, Schmerzbeschreibung im zeitlichen Verlauf. Darüber hinaus sollten möglicherweise vorliegende Begleitsymptome, zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen,
Im Abschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet in der Regel eine umfangreiche körperliche Untersuchung statt. Nach der generellen körperlichen Untersuchung des Patienten, die auch die Erhebung der Vitalwerte beinhaltet, erfolgt die gezielte Untersuchung des Bauches. Diese Untersuchung beginnt in der Regel mit dem Abhören, Abtasten und Abklopfen des Bauches. Um dies zu vereinfachen, wird der Bauch medizinisch in vier gleich große Abschnitte, sogenannte Quadranten, unterteilt.
Verschiedene Zeichen sprechen für das Vorhandensein eines Gallensteinleidens. So zum Beispiel das "Murphy-Zeichen". Zur Überprüfung dieses Zeichens, wird der Patient gebeten maximal auszuatmen, der Arzt fährt währenddessen mit seinen Fingerspitzen unter den rechten Rippenbogen und bittet den Patienten tief einzuatmen.
Bei diesem Prozess kommt der untere Rand der Gallenblase mit den Fingerspitzen des Untersuchers in Kontakt. Bei dem Vorliegen von entzündlichen Prozessen im Bereich der Gallenblase würde diese Berührung bei dem Patienten akute Schmerzen auslösen und zum abrupten Abbruch der Einatmung führen.
Darüber hinaus kann ein Druckschmerz über dem mittleren und/oder dem rechten Oberbauch von außen provoziert werden. Sollte sich der gesamte Bauch bretthart gespannt anfühlen (bretthartes Abdomen), ohne dass der Patient dies willentlich kontrolliert, kann dies ein Hinweis auf eine gefährliche Bauchfellentzündung sein.
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch und die körperliche Untersuchung können weitere diagnostische Verfahren eingeleitet werden.
Als bildgebende Diagnostik eignet sich die Ultraschalluntersuchung vom Bauch sehr gut. Bei bestimmten Fragestellung kann außerdem die sogenannte Endosonografie eingesetzt werden. Bei dieser diagnostischen Methode befindet sich ein kleiner Ultraschallkopf an der Spitze eines Endoskops.
Dieses Endoskop wird über den Mund und
In Zusammenschau aller Befunde und der aktuellen Beschwerden wird die entsprechende Therapie gewählt.
Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethode bei Patienten, die an dem Gallensteinleiden erkrankt sind, richtet maßgeblich nach dem Ausmaß der Erkrankung.
Ein Großteil der betroffenen Patienten, bei denen Gallensteine mittels Ultraschall nachweisbar sind, entwickeln nie Beschwerden. Bei diesen "stummen Gallensteinen" besteht bei Zufallsbefund in den meisten Fällen keinerlei Handlungsbedarf.
Werden die Gallensteine symptomatisch gibt es einige Medikamente, die den akuten Schmerzen gut und entkrampfend entgegenwirken können. Da nach dem ersten Auftreten eines symptomatischen Steinleidens mit wiederkehrenden Beschwerden zu rechnen ist, wird eine frühzeitige Entfernung der Gallenblase heute angeraten. Bei Gallengangverschluss kann unter Umständen die sog. ERCP angewendet werden.
Diese Endoskopisch Retrograde Cholangio-Pankreatikografie dient dazu, über einen Endoskopieschlauch der bis in den Gallengang vorgeschoben wird, den Stein abzutragen und zu bergen. Bei gleichzeitiger Entzündung der Gallenblase bei Verschluss wird ein entsprechend wirksames Antibiotikum verabreicht. In diesen Fällen soll mindestens 24h auf die Nahrungseinnahme verzichtet und anschließend eine schonende Diät aufgebaut werden.
Ein großer Teil der Patienten mit Gallenkolik entwickeln in der darauffolgenden Zeit erneut ein Gallensteinleiden mit Gallenkolik. Aufgrund dieser Tatsache wird die Indikation zur operativen Gallenblasenentfernung heute großzügig gestellt.
Alternativmedizinische Ansätze fokussieren sich in Bezug auf das Gallensteinleiden hauptsächlich auf die Verhinderung des Auftretens. Maßgeblich hierzu trägt eine gesunde und ausgewogene Ernährung bei sowie körperliche Aktivität.
Ca. 14 Tage nach Gallenblasenentfernung ist eine uneingeschränkte körperliche Belastung in der Regel wieder möglich. Eine Nachsorge wird nur im Rahmen von auftretenden Beschwerden notwendig. Nach anfänglichem Schonkostaufbau kann nach einer gewissen Zeit wieder uneingeschränkt gespeist werden.
Das Gallensteinleiden (Cholelithiasis) betrifft viele Menschen, löst aber nur in 1/4 der Fälle Symptome aus. Hauptauslöser ist hohe Blutcholesterinwerte in Verbindung mit weiteren Faktoren, den 6-F's. Die Therapie der Wahl bei einer Gallengangverlegung ist die Entfernung der Gallenblase und Freimachen der Gallenwege.
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Geschrieben von
Julian Thomas
Medizinisch geprüft am
12. Sept. 2022
In einigen Fällen gehen Gallensteine spontan, ohne ihr zutuen ab. Liegen Gallensteine bloß in der Gallenblase und überschreiten deren Kapazität nicht, kann es sein das diese ohne Symptome bleiben. An der Entstehung maßgeblich beteiligt ist das Vorhandensein von hohen Cholesterinwerten im Blut. Das Normalisieren dieser Blutwerte kann der Entstehung von Gallensteinen entsprechend bereits vorbeugen. Müssen Gallensteine entfernt werden geschieht dies entweder endoskopisch über den Zwölffingerdarm, oder bei der operativen Entfernung der Gallenblase.
Die sog. medikamentöse Litholyse wird heutzutage aufgrund niedriger Erfolgsquoten und häufiger Rezidive (Wiederauftreten) nicht mehr grundsätzlich empfohlen! Die aktuell nachhaltigste Therapie, ist die operative Entfernung der Gallenblase.
Bei Gallensteinen sollten sie auf eine möglichst ausgewogene ballaststoffreiche und fettarme Ernährung achten.
Gallensteine können über die sog. ERCP ( Endoskopisch Retrograde Cholangio-Pankreatikografie) endoskopisch geborgen werden. Zu beachten ist allerdings, das ein Großteil der Patienten die bereits einmal ein Gallensteinleiden hatten, erneut ein solches ausbilden. Deshalb wird heute zu einer frühzeitigen operativen Entfernung der Gallenblase geraten.
Zum Effekt von Apfelessig auf Gallensteine gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Stand 2021) keine belastbaren, wissenschaftlich fundierten Daten.
Solange Gallensteine keine Beschwerden verursachen, und nur in der Gallenblase liegen müssen diese nicht entfernt werden. Kommt es zu einer Verlagerung eines Steins oder zur Ausbildung z.B. in einem Gallengang, muss die Entfernung des Gallensteins erfolgen um den Abfluss der Galle zu gewährleisten und die Schmerzen zu kontrollieren.
Eine Überschuss an Cholesterin, Bilirubin und Calciumcarbonat kann zu einer Übersättigung der Galle mit Entstehung von Gallensteinen führen. Außerdem kann es zu einem Mangel an Gallensäure oder Lecithin kommen, mit dem gleichen Effekt.
Bestimmte Risikogruppen sind prädisponiert für die Entstehung von Gallensteinen, dazu zählen: Frauen im Gebärfähigen Alter, Adipöse, hellhäutige, positive Familienanamnese.
Gallensteine werden erst symptomatisch, wenn sie irgendwo eine Abflussbehinderung hervor rufen oder sich extrem in der Gallenblase vermehren und Entzündungen hervorrufen. Gefährlich werden Gallensteine, wenn sie über einen längeren Zeitraum für eine Abflussbehinderung von Galle sorgen. Dann kann es über Entzündungsreaktion der Gallenwege im schlimmsten Falle zu Rupturen und Entzündungen im offenen Bauchraum kommen.
Erkrankung zusammengefasst
Cholelithiasis
Begriffe
Adipositas
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