Das FSME Virus wird über ein Wirtstier, die Zecke, auf den Mensch durch Biss übertragen. Das Virus kann in manchen Fällen eine Hirn- und Rückenmarkshautenzündung (Meningoenzephalitis) auslösen und in seltenen Fällen bis zum Tode führen.
Im Jahr 2020 wurden den Behörden 706 Fälle von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gemeldet. Das FSME Virus gehört Familie die Falviviridae. Neben dem FSME Virus können Zecken auch das Bakterium "Borellia burgdorferi" tragen, das Auslöser der sog. Lyme-Borreliose ist.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei FSME?
Das FSME Virus wird über den Vektor die Zecke Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) auf den Menschen durch Biss übertragen. Dieselbe Zeckenart ist auch Überträger der . In seltenen Fällen kann es zu einer Übertragung durch Milch von infizierten Ziegen und Schafen auf den Menschen durch Genuss dieser kommen.
Das Virus bleibt in Milch bis zu zwei Monate lang infektiös und kann hier durch Pasteurisierung und andere Desinfektionsmittel inaktiviert werden. Eine FSME-Ansteckung von Mensch zu Mensch ist hingegen nicht möglich.
Besonders gefährdet für einen der betroffenen Zeckenart sind Menschen in Risikogebieten wie weite Teile Süddeutschlands, sowie das osteuropäische Ausland. Die Zecke gelangt durch entlangstreifen an hohem Gras auf die und sucht sich dann den Ort für den Biss. Besonders in den Monaten April bis November geht eine Gefahr von infizierte Zecken aus.
Einfache Maßnahmen der Prävention sind daher das Vermeiden von Laufen durch hohes Gras, vor allem mit kurzen Klamotten. Nach jedem Spaziergang sollte die dann nach möglichen Zecken abgesucht werden.
Je nach Literatur sind 0,5%-5% der Zecke Ixodes ricinus mit dem FSME-Virus infiziert. Im Vergleich dazu tragen ca. 15 % dieser Zecken das auslösende Bakterium für die Lyme-Borreliose in sich. Kommt man mit einer FSME-infizierten Zecke in Kontakt, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Hirn- und/oder Rückenmarkshautentzündung zu erleiden bei ca. 10 %. In 10%-30% kommt es zu allgemeinen grippalen Erscheinungen, in 70%-90% bleibt der Verlauf ohne Symptome.
Im Jahr 2018 wurden hierzulande ungefähr 583 FSME-Fälle registriert. Die Anzahl der registrierten Fälle von FSME zeigen sich jedoch von Jahr zu Jahr als recht unterschiedlich. Zum Beispiel gab es im Jahr 2012 nicht einmal 200 Fälle der Erkrankung, wohingegen in den Jahren davor und danach bis zu circa 550 Infektionen neu entstanden.
Die meisten Menschen, die an FSME leiden, haben sich im Zuge einer Freizeitaktivität, zum Beispiel beim Wandern, angesteckt. Auch Personen, die viel im Freien und/oder im hohen Gras arbeiten, sind besonders gefährdet einen relevanten Zeckenstich zu bekommen.
Bei Kindern lassen sich Zeckenbisse deutlich häufiger als bei Erwachsenen beobachten. Aus diesem Grund gelten Kinder als besonders gefährdet, eine Frühsommer-Meningoenzephalitis zu entwickeln. In diesem Zusammenhang muss jedoch erwähnt werden, dass die FSME bei Kindern in der Regel sehr mild verläuft und es nur äußerst selten zum Auftreten bleibender Schäden kommt.
Was sind die Symptome bei FSME?
Die Inkubationszeit nach Infektion mit den FSME Viren beträgt in der Regel zwischen 5 und 28 Tagen und bleibt danach in bis zu 90 % ohne Symptome.
Bei etwa 10 % der Betroffenen kommt es zu einem für die FSME typischen zweiseitigen Krankheitsverlauf mit der vollen Ausprägung. Dabei steigt das nach der Inkubationszeit in Kombination mit anderen grippeähnlichen Symptomen zunächst an und fällt dann wieder ab. In dieser Phase entwickeln die betroffenen Menschen häufig Kopf- und Gliederschmerzen, muskuläre Beschwerden und eine ausgeprägte /Abgeschlagenheit.
Nach einem fieberfreien Intervall von bis zu 20 Tagen kommt es dann zu einem erneuten Fieberanstieg mit Zeichen der Hirnentzündung oder Hirn- und Rückenmarkshautentzündung oder einer Kombination aus beiden Erkrankungen. Neben dem zentralen Nervensystem kann sich die FSME auch am , in der und an Gelenken als entzündlicher Prozess finden.
Zeichen einer Entzündung im zentralen Nervensystem ( und Rückenmark) sind:
- Meningismus (Dehnungsschmerz beim Versuch Kopf auf das Brustbein zu legen)
- Licht- sowie Geräuschempfindlichkeit (Photophobie beziehungsweise Phonophobie)
- Übelkeit gegebenenfalls mit Erbrechen
- Hohes Fieber
- Starker Kopfschmerz
- Sprachstörungen
- Krampfanfälle
- Gesteigerte Motorik
- Lähmungserscheinungen
- Blasenlähmung
Diese Symptome zeigen einen schweren Verlauf der Erkrankung an und müssen durch einen Arzt unter Voranmeldung der Symptome behandelt und überwacht werden.
Die bei einem an FSME erkrankten Menschen in der zweiten Erkrankungsphase auftretenden Beschwerden richten sich jedoch maßgeblich nach der bei ihnen vorliegenden Verlaufsform der Erkrankung.
Bei circa 50 Prozent der betroffenen Patienten entwickelt sich eine isolierte Hirnhautentzündung ()
Ungefähr 40 Prozent der Erkrankten weisen neben der Hirnhautentzündung zusätzlich entzündliche Prozesse im Gehirn () auf. In diesen Fällen spricht man von einer sogenannten Meningoenzephalitis.
In etwa zehn Prozent der Krankheitsfälle entzündet sich zusätzlich auch das Rückenmark der Patienten. Bei diesen Patienten handelt es sich um eine Meningoenzephalomyelitis
Es gibt jedoch, wenn auch sehr selten Fälle, in denen sich die entzündlichen Prozesse lediglich im Bereich des Rückenmarks oder auf den Nervenwurzeln, die am Rückenmark entspringen, zeigen. Man spricht dann von einer Myelitis oder Radikulitis.
Spezifische Symptome bei isolierter Hirnhautentzündung
Wenn es zu einer isolierten Hirnhautentzündung kommt, unterscheiden sich die bei den betroffenen Patienten auftretenden nicht vollständig von den Beschwerden bei Vorliegen einer der anderen Formen. Bei der isolierten Hirnhautentzündung zeigen sich die Beschwerden gewöhnlich aber als besonders ausgeprägt.
Patienten, die an dieser Form der FSME leiden, bemerken meist zuerst ein stark eingeschränktes Allgemeinbefinden. Im Anschluss entwickeln sie in der Regel , und starke Kopfschmerzen. Diagnostisch relevant sind besonders die Nackenstarre und die damit auftretende Lichtscheu.
Bei dieser Symptomkonstellation spricht man vom sogenannten Meningismus, der ein typisches Anzeichen für das Vorliegen einer Hirnhautentzündung ist. Darüber hinaus kann die isolierte Hirnhautentzündung Symptome wie Schwindel, Erbrechen und Übelkeit hervorrufen.
Spezifische Symptome bei Meningoenzephalitis
Sollten zusätzlich zu der Hirnhautentzündung auch im Gehirn entzündliche Prozesse vorliegen, so nennt man das Meningoenzephalisit. Bei den Betroffenen äußert sich die Erkrankung vornehmlich durch eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), Bewusstseinsstörungen und Lähmungen der Arme und Beine.
Auch die Hirnnerven können bei dieser Form der FSME in Mitleidenschaft gezogen werden. Wenn es zu einer solchen Beeinträchtigung kommt, kann dies zum Beispiel Hör-, Schluck- oder Sprachstörungen hervorrufen. Darüber hinaus lassen sich bei den betroffenen Patienten vermehrt Krampfanfälle beobachten.
Spezifische Symptome bei Meningoenzephalomyelitis
Bei der gefürchteten Meningoenzephalomyelitis handelt es sich um die mit Abstand schwerste Verlaufsform der FSME. Betroffene Patienten weisen gleichzeitig entzündliche Prozessen im Bereich der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auf. Im Zuge dieser FSME Form kommt es in der Regel zum Auftreten von schlaffen Lähmungen in den Armen und Beinen.
Bei einer Vielzahl der Erkrankten kommt es zusätzlich zu Schluck- und Sprechstörungen. Auch Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur sind bei einer Meningoenzephalomyelitis keine Seltenheit. Zu den gefürchtetsten FSME-Symptomen bei diesem Krankheitsverlauf gehört die Atemlähmung, die unter Umständen zum Tode führen kann.
Wie wird FSME diagnostiziert?
Neben der ausführlichen Befragung zum Aufenthaltsort im letzten Monat (FSME-Risikogebiet) und möglichen Zeckenbissen gehört die allgemeine körperliche und neurologische Untersuchung zur Grunddiagnostik. Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf eine mögliche FSME-Infektion geben.
Im Blut finden sich dann direkte FSME Erreger oder Antikörper gegen den Erreger, wobei diese auch aus einer möglichen Schutzimpfung stammen können. Unter Umstände kann zur konkreten Erregerdiagnostik auch eine Entnahme von Hirn- und Rückenmarkwasser (Liquor) notwendig sein.
Ein Erregernachweis ist nach dem §7 des Infektionsschutzgesetzes an das Gesundheitsamt meldepflichtig.
Therapie bei FSME
Aktuell steht bei einer aktiven FSME keine medikamentöse, kausale Therapie zur Verfügung. Die Therapie ist daher symptomatisch und überwachend in einer stationären Behandlungseinrichtung. Bei sehr schweren Verläufen kann die Aufnahme auf eine Intensivstation mit maschineller Beatmung notwendig sein.
Die symptomatische Therapie zielt vor allem darauf ab, die starken Kopfschmerzen zu lindern, eine fortschreitende Hirnschwellung zu vermeiden und starkes zu senken.
Die effektivste Therapie ist die FSME bereits vor ihrem Eintreten durch eine Schutzimpfung zu verhindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung allen Personen, die sich in FSME-Risikogebieten innerhalb oder außerhalb Deutschlands aufhalten.
Auch Personen, die eine spezielle berufliche Gefährdung aufweisen, sollen laut STIKO gegen FSME geimpft werden. Die Impfung selbst besteht aus drei Teilimpfungen (Grundimmunisierung), und soll in einem Rhythmus von erstmalig 3 Jahren, dann alle 5 Jahre laufend aufgefrischt werden.
Wie ist die Prognose bei FSME?
Nur in wenigen Fällen kommt es nach einem Zeckenbiss zur Ausprägung einer vollständigen FSME. In diesen Fällen haben die Hirn- und Rückenmarksentzündungen eine Letalität von ca. 1 %. In schweren Verlaufsfällen kann es zu bleibenden neurologischen Beeinträchtigungen wie Lähmungserscheinungen kommen. Der größte Teil der durch Zeckenbisse verursachten Entzündungen des zentralen Nervensystems heilen folgenlos aus.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer FSME
Sollte man eine Zecke auf der Haut entdeckt haben, die bereits zugebissen hat, ist es wichtig diese nicht auszuquetschen, sondern mit einer Pinzette oder einer Zeckenkarte am Kopfbereich von der Haut zu entfernen.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer FSME
Sollte es zur Ausprägung einer FSME kommen, gilt es zu beachten, dass der Erkrankungsverlauf eine sog. Zweigipfligkeit aufweisen kann. Das heißt, dass nach einer ersten Erkrankungsphase das nachlassen kann und in einem zweiten Schub wieder verschlimmert. Wer einmal eine FSME Infektion durchgemacht hat, gilt nach dem heutigen Stand der Wissenschaft als lebenslang immunisiert.
Sollte es zu bleibenden neurologischen Schäden durch eine FSME gekommen sein, wird die Nachbehandlung bzw. Rehabilitation in speziellen neurologischen Zentren durchgeführt.
Zusammenfassung
Die FSME ist eine durch die Zecke saisonal besonders in den südlichen Teilen Deutschlands übertragene Krankheit, die das zentrale Nervensystem betrifft. Eine kausale Therapie gegen eine FSME gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Die STIKO empfiehlt eine Schutzimpfung gegen FSME, wenn man in Risikogebieten lebt, dorthin reist oder einer beruflichen Gefahr ausgesetzt ist.