Als eine Fraktur () bezeichnet man die Unterbrechung der durchgängigen Struktur eines Knochens, die mit Schmerzen und einem Funktionsverlust einhergeht. Alle Knochen können von einer Fraktur betroffen sein. Zur weiteren Einteilung der Frakturen haben sich viele spezielle Systeme etabliert.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Fraktur?
Allgemeiner Knochenaufbau:
Der Knochen besteht aus einer äußeren harten Schicht, der sog. substantia compact. Diese harte äußere Schicht gibt dem Knochen die eigentliche Stabilität und wird von einer äußeren Knochenhaut bekleidet, welche sehr sensibel ist. Den innenliegenden Teil des Knochens bezeichnet man als substantia spongiosa, wegen der typischen "schwammartigen" Innenstruktur. In diesem schwammartigen Teil liegt die Markhöhle. Hier findet während der Kindheit in allen Knochen die rote Blutbildung statt. Später wird das rote Knochenmark in den großen Röhrenknochen gegen gelbes, fettreiches Knochenmark ausgetauscht. Die Blutbildung findet dann noch in allen platten Knochen und in den Knochenenden aller Knochen statt.
Man unterscheidet bei der Entstehung von Frakturen mehrere auslösende Ursachen. Es kann zu einer direkten Verletzung des Knochens (direkte Fraktur) kommen; dabei wirkt eine Gewalt von außen so massiv auf die Knochenstruktur ein, dass diese bricht. Diese Form der Fraktur wird beispielsweise bei einem Sturz oder Verkehrsunfall beobachtet.
Wachsen in einem Knochen Tumorzellen, oder besteht extreme , kann es auch bereits bei leichter Gewalteinwirkung von außen zu einem Knochenbruch kommen. Diese Art der Fraktur bezeichnet man dann als pathologische Fraktur.
Die Ermüdungsfraktur tritt im Rahmen von übermäßiger, extremer Belastung einzelner Knochen, z.B. im Rahmen von langen Fußmärschen spontan auf.
Chirurgisch interessant ist, welcher Mechanismus genau zum Knochenbruch geführt hat. Man unterscheidet Biegefrakturen, Torsions- und Drehfrakturen, Abrissfrakturen, Abscherfrakturen, Kompressions- und Stauungsfrakturen, Trümmerfrakturen, Luxationsfrakturen und inkomplette Frakturen. Außerdem unterscheidet man geschlossene Frakturen ( intakt) von offenen Frakturen (Knochen durchdringt Weichteile und Haut). Je nach vorliegender Frakturform ist eine Operation entweder unumgänglich, oder es besteht die Möglichkeit nach der Geradestellung des Knochens eine konservative Therapie (ohne Operation) zu wählen.
Besonders Kinder und heranwachsende Jugendliche sind aufgrund ihrer unvollständig ausgeprägten Knochenstruktur gefährdet, bei äußerer Gewalteinwirkung eine Fraktur zu erleiden. Bei der besonderen Frakturform der inkompletten oder Grünholzfraktur kommt es zu keiner gänzlichen Unterbrechung der Knochenstruktur. Kinder im Wachstumsalter profitieren von ihrem schnellen Knochenaufbau durch eine verkürzte Heilungszeit und die gute Korrigierbarkeit bei Fehlstellungen.
Was sind die Symptome einer Fraktur?
Man unterscheidet zwischen sicheren und unsicheren Zeichen einer Knochenfraktur.
Sichere Frakturzeichen sind:
- Abweichen von der normalen Achse (offensichtliche Fehlstellung)
- Offene Fraktur
- Abnorme Beweglichkeit
- Stufenbildung oder Knochenlücke
- Knochenreiben (Krepitation)
- Röntgenbild-Nachweis
Unsichere Frakturzeichen sind:
- Schwellung
- Rötung
- Schmerzen
- Funktionseinschränkung
Sind die umliegenden Nerven und/oder Blutgefäße bei der Knochenverletzung in Mitleidenschaft geraten, kann es zu entsprechenden Durchblutungsstörungen/Blutungen und Sensibilitätsverlust kommen.
Wie wird die Fraktur diagnostiziert?
Zur Befragung des Arztes zählen vor allem folgende Punkte: Wie hat die Kraft auf den Knochen eingewirkt? Gibt es Vorerkrankungen der Knochen oder des Bewegungsapparates? Gibt es implantierte Prothesen?
Nach einer körperlichen Untersuchung auf Beweglichkeit, Durchblutung und Sensibilität wird der behandelnde Arzt schnell eine bildgebende Diagnostik wie ein Röntgenbild anordnen. Entsprechend des danach vorliegenden Befundes wird die Therapie gewählt.
Therapie bei Fraktur
Die Entscheidung über eine Operation oder die konservative Behandlung (Ausrichtung und Ruhigstellung ohne Operation) hängt vom vorliegenden Befund ab. Insbesondere die genaue Lokalisation der Fraktur, die Art der Fraktur (einfacher Bruch oder Trümmerbruch), geschlossene oder offene Fraktur und weitere Risikofaktoren, haben den entscheidenden Einfluss auf die Entscheidung.
Allgemeine Vorteile einer konservativen Behandlung sind das Ausbleiben von Operations- und Narkoserisiken, ein geringes Infektionsrisiko, keine Narbenbildung und die fehlende Notwendigkeit der zweiten Operation zur Entfernung von Metall. Die größten Nachteile der konservativen Behandlung sind lange Bettlägerigkeit bei bestimmten Frakturen mit fehlender früher Mobilisation, Schäden durch Inaktivität am restlichen Bewegungsapparat, Gefahr der fehlerhaften Frakturheilung, Thrombose- und Lungenemboliegefahr.
Allgemeine Vorteile einer operativen Versorgung sind, dass der Operateur den Knochen in seiner ursprünglichen Form wiederherstellen und sicher fixieren kann. Der Patient kann direkt nach Abschluss der Operation wieder mobilisiert werden, damit wird das Risiko für die Entstehung von Thrombosen etc. verringert. Die Bettlägerigkeit besteht in der Regel weniger als eine Woche. Nachteile einer Operation sind die Infektionsgefahr der Operationswunde, allgemeines Operations- und Narkoserisiko, bleibende und unter Umständen Notwendigkeit der zweiten Operation zur Metallentfernung.
Verschiedene Operationstechniken können vom Unfallchirurgen zur Versorgung gewählt werden. Man unterscheidet zwischen der Versorgung mit Schrauben, Metallplatten, Marknagel, Zuggurtung mit Drahtschlingen, dynamische Schraubensysteme und externe Fixateure.
Wie ist die Prognose einer Fraktur?
Mittlere Heilungsdauer bei konservativer Therapie (ohne Operation):
- Schädelfraktur ca. 4 Wochen
- Schlüsselbeinfraktur ca. 3-4 Wochen
- Oberarmfraktur ca. 6-8 Wochen
- Mittelhandfraktur ca. 12-14 Wochen
- Oberschenkelfraktur ca. 8-12 Wochen
- Schienbein-/ und Wadenbeinfraktur ca. 8-10 Wochen
Alle genannten Heilungszeiten sind als durchschnittlich zu betrachten. Bei kompliziertem Heilungsverlauf kann die Heilungsdauer deutlich verlängert sein. Bei der konservativen Behandlung besteht immer die Gefahr der fehlerhaften Ausheilung eines Knochens mit dauerhafter Fehlstellung oder Funktionsbeeinträchtigungen. Eine korrekte Ruhigstellung und Schonung des Knochens ist die Grundvoraussetzung für die schnelle und korrekte Heilung.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Fraktur
Bei dem Verdacht auf eine Fraktur muss die Vorstellung in einer Notaufnahme zur ärztlichen Abklärung und Röntgenuntersuchung des betroffenen Knochens erfolgen. Sollte die Verletzung im Rahmen eines Unfalls entstanden sein, kann der Rettungsdienst über den Notruf 112 alarmiert werden. Bis zum Eintreffen bei einem Arzt sollte der betroffene Knochen möglichst ruhig gestellt und die Stelle, wenn möglich, gekühlt werden, um ein übermäßiges Anschwellen zu verhindern.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Fraktur
Eine Röntgennachkontrolle wird durch den behandelnden Arzt zur Verlaufskontrolle veranlasst. Nach operativer Versorgung ist die möglichst frühzeitige Mobilisierung ggf. mit physiotherapeutischer/ergotherapeutischer Unterstützung anzustreben. Besonders bei Bettlägerigkeit infolge einer Knochenverletzung muss auf die konsequente Gabe von "Anti-Thrombosespritzen" in die Bauchdecke geachtet werden, um Thrombosen und weiteren Komplikationen vorzubeugen. Es gilt, die sogenannte "Frakturkrankheit" zu verhindern. Diese stellt einen Sammelbegriff für Folgeerkrankungen nach lang andauernder Immobilisation dar. Eine Komplikation nach Gewalt gegen Muskelgruppen stellt das sog. Kompartmentsyndrom (Logensyndrom) dar. Hierbei kommt es schnell zu einer Schwellung innerhalb der wenig dehnbaren umgebenden Muskelloge, die eine sofortige ärztliche Intervention erfordert.
Zusammenfassung
Frakturen sind häufig gesehene Unterbrechungen der Knochenkontinuität nach äußerer Gewalteinwirkung, bei Knochenvorerkrankungen oder bei extremer Überbelastung. Man kann eine Knochenfraktur an einigen Symptomen sicher, an anderen nur unsicher erkennen. Nach der Röntgenuntersuchung muss die operative Versorgung oder die konservative Therapie durch den Unfallchirurgen in Einvernehmen mit dem Patienten entschieden werden, um eine volle Funktionsfähigkeit des Knochens wiederherzustellen.