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Fleckfieber

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Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Zuletzt evidenzbasiert geprüft am 29. Aug. 2022

Mit dem Begriff Fleckfieber wird meist das Epidemische Fleckfieber bezeichnet. Dies ist eine durch Läuse übertragene Infektion mit dem intrazellulären Bakterium Rickettsia prowazekii.

Daneben gibt es eine Vielzahl von anderen verwandten Erkrankungen unter anderem das Murine Fleckfieber, das Milbenfleckfieber, das Mittelmeerfleckfieber und das Flohfleckfieber. All diese Erkrankungen haben gemeinsam, dass sie durch eine Infektion mit Bakterien aus der Gattung der Rickettsien ausgelöst werden.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Fleckfieber?

Die Bakterien gelangen durch den Kot von befallenen Kleiderläusen (lat. Pediculus humanus) in den menschlichen Körper. Dies geschieht beispielsweise durch starkes Kratzen oder Reiben von Bissstellen.

Während der Fieberphase des Patienten, und sogar noch 2 bis 3 Tage danach, können Läuse während des Blutsaugens die Bakterien wieder aufnehmen. So kann die Infektion lokal weiterverbreitet werden. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch findet jedoch nicht statt.

Hinweis

Die Übertragung von Kleiderläusen wird durch schlechte hygienische Bedingungen und ein enges Zusammenleben begünstigt. Vorbeugend sollte auf ein regelmäßiges Waschen von Kleidung und deren Wechsel geachtet werden.

Was sind die Symptome bei Fleckfieber?

Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und dem Ausbruch erster Symptome) beträgt meist 1 bis 2 Wochen. Die Erkrankung beginnt mit Prodromalsymptomen, auch Vorläufersymptome genannt, wie einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Husten und hohem Fieber , mit einer Dauer von bis zu 2 Wochen. Die Patienten fühlen sich in dieser Phase träge und benommen.

Meist kommt es daraufhin zwischen dem 4. und 6. Krankheitstag zum Auftreten des typischen bunten, fleckförmigen Hautausschlags (makulopapulöses Exanthem). Der Ausschlag beginnt am Rumpf und breitet sich über die Extremitäten aus.

Die Fußsohlen und Handflächen bleiben jedoch ausgespart. Ohne eine adäquate Therapie entstehen im Verlauf kleine, zusammenhängende Hauteinblutungen (Petechien).

Zu weiteren typischen Symptomen zählen: ein bläulich verfärbtes Gesicht (Facies typhosa), eine pelzig belegte, trockene Zunge, eine Rötung der Bindehaut oder eine Bindehautentzündung , Lichtscheuheit, starker Blutdruckabfall, Unruhe, Muskelzucken und eine Druckempfindlichkeit von peripheren Nerven, eine Bronchitis, eine Milzvergrößerung und Blutgefäßrheuma.

Wie wird das Fleckfieber diagnostiziert?

In der Blutuntersuchung zeigen sich beim Fleckfieber insgesamt verminderte, weiße Blutkörperchen (Leukopenie) mit einer selektiven Erhöhung der eosinophilen Granulozyten. Bei dringendem Verdacht auf eine Infektion, durch Reiseanamnese und den typischen Symptomen, wird die Diagnose durch eine indirekte Immunfluoreszenz oder einem Agglutinationstest gesichert.

Andere Erkrankungen welche zu ähnlichen Symptomen führen können sind generalisierte Meningokokken-Infektionen, Typhus , Syphilis im 2. Stadium, Pest , Leptospirose, Tularämie und Milzbrand .

Therapie bei Fleckfieber

Die Therapie des Fleckfiebers erfolgt durch Tetrazykline. Eine Gabe von 2 x 100 mg Doxycyclin pro Tag für 7 - 10 Tage wird laut aktuellen Richtlinien empfohlen. Bei komatösen oder erbrechenden Patienten kann eine intravenöse Gabe nötig sein. Bei einer Allergie auf Tetrazykline, kann eine Gabe von Fluorchinolonen erwogen werden, beispielsweise mit 2 x 750 mg Ciprofloxacin pro Tag.

Wie ist die Prognose bei Fleckfieber?

Hinweis

Die Sterblichkeitsrate beim unbehandelten Krankheitsbild liegt zwischen 10% und 40%. Im Verlauf der Erkrankung kommt es unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen wie Koma, Hautnekrosen, Lungenentzündungen und zum Nierenversagen.

Die Erkrankung kann weiters Jahre später wieder zurückkommen, da sich der Erreger latent im Knochenmark ansiedelt. Hier spricht man von der sogenannten Brill-Zinsser-Krankheit, bei der die Symptome jedoch deutlich milder sind. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation stirbt einer von 5.000.000 betroffenen Menschen pro Jahr an Fleckfieber.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Fleckfieber

Das Fleckfieber ist eine schwere Erkrankung mit einem relativ hohen Risiko zu einem tödlichen Ausgang, falls die Infektion unbehandelt bleibt. Hier ist von ein Behandlungsversuch mit Alternativmedizin oder Hausmitteln stark abzuraten. Begleitsymptome wie Fieber, Husten und allgemeines Schwächegefühl können jedoch gut mit Hausmitteln gelindert werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Fleckfieber

Nach einer erfolgreichen antibiotischen Therapie, sollte eine externe Bekämpfung des Läusebefalls erfolgen. Gegebenenfalls kann nach erfolgten Therapie eine wiederholte Identifizierung des Erregers mittels indirekter Immunfluoreszenz durchgeführt werden.

Zusammenfassung

Das Fleckfieber ist eine potentiell tödliche Erkrankung, welche oft unter schlechten hygienischen Bedingungen auftritt und mithilfe von Antibiotika gut behandelbar ist. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die Bekämpfung der Kleiderlaus und das regelmäßige Waschen und Wechseln der Wäsche.

Außerhalb Europas wird die Erkrankung nur mehr sehr selten beobachtet. Risikogebiete für die Erkrankung sind unter anderem Lateinamerika, Afrika, Afghanistan und das Himalaya-Gebiet.

Alle unsere medizinischen Inhalte werden regelmäßig überprüft und aktualisiert

  • Aktuelle Version
  • 9. Aug. 2022

Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser

Medizinisch geprüft am
29. Aug. 2022

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Eine Vielzahl von Bakterien können beim Menschen fieberhafte Erkrankungen auslösen. Meist geschieht, dass entweder durch einen Bestandteil der Bakterien (beispielsweise die bakterielle Zellwand) auf die das menschliche Immunsystem reagiert, oder durch die von den Bakterien produzierten Toxine.

Häufig findet man das Fleckfieber in Kriegs- und Krisengebieten (dort wo Not und schlechte hygienische Bedingungen vorherrschen). Nach Deutschland, oder Europa, importierte Fälle sind extrem selten. Im Jahr 2020 wurde dem Robert-Koch-Institut kein einziger Fall von Fleckfieber in Deutschland gemeldet. Die Erkrankung ist in vielen europäischen Ländern, bei positivem Erregernachweis, meldepflichtig.

Im Jahr 1997 kam es in einem Flüchtlingslager von Burundi zu einem Ausbruch bei dem rund 100.000 Menschen betroffen waren. Eine Verbesserung der hygienischen Situation und großzügigere Wohnbedingungen wirken der Verbreitung von Fleckfieber entgegen, sodass vermutet werden kann, dass bei einer Verbesserung dieser Bedingungen die Erkrankungszahlen auch in nicht-industrialisierten Ländern sukzessive sinken werden. Weiters zeigen aktuelle Untersuchungen beispielsweise, dass jeder 3. Soldat aus Napoleons dritter französischer Armee des Russland-Feldzuges, mit Rickettsien infiziert war.

Fleckfieber ist eine akute, fieberhafte Infektionskrankheit, welche durch eine Infektion mit dem Bakterium Rickettsia prowazekii verursacht wird.

Fleckfieber Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Fleckfieber

Epidemiologie

  • vor allem in Krisen- bzw. Kriegsgebieten

Risikofaktoren

  • Aufenthalt in Risikogebieten
  • Zeckenbiss
  • Läusestich

Ursachen

  • Rickettsia prowazekii

Symptome

  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Hautausschlag
  • Bewusstseinsverlust
  • Sprachstörungen

Komplikationen

  • Enzephalitis
  • Hepatosplenomegalie
  • Myokarditis
  • Pneumonie

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie starke Kopfschmerzen?
    • Haben sie Muskelschmerzen?
    • Leiden sie an Gliederschmerzen?
    • Haben sie Hautausschlag?
    • Haben sie hohes Fieber?
    • Sind sie sehr unruhig?
    • Leiden sie an Bewusstseinsstörungen?
    • Leiden sie an Sprachstörungen?
    • Wurden sie von einer Zecke gebissen?
    • Hatten sie kürzlich Läuse?
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: spezifische Antikörper

Differenzial Diagnose

  • Meningitis

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Aufenthalt in Risikogebieten meiden

Prognose

  • Letalität (unbehandelt): bis zu 40%
  • unter adäquater Therapie gute Prognose

Begriffe

Bindehautentzündung

Eine Bindehautentzündung ist eine Infektion der Bindehaut des Auges, die meist durch Bakterien oder Viren verursacht wird.
Von Fieber spricht man immer dann, wenn die Körpertemperatur über das normale Maß hinaus erhöht ist. Normalerweise liegt die Körpertemperatur des Menschen zwischen 36,0 und 37,4 Grad Celsius.
Als Husten bezeichnet man die Reaktion des Körpers, auf eine Reizung des Rachens oder der Atemwege.
Anthrax, auch „Milzbrand“ genannt, ist eine weltweit auftretende Zoonose. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Pilzen, Parasiten oder Viren verursacht und zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.
Die Pest ist eine Infektionskrankheit, welche auch heute noch in bestimmten Regionen der Erde vorkommt. Eine Infektion ist sehr gefährlich und unbehandelt häufig tödlich. Die Pest wird durch das Bakterium Yersinia pestis übertragen. Dieses Bakterium kommt heutzutage vor allem bei Nagetieren, insbesondere bei Ratten, vor.
Die Syphilis - auch Lues genannt - gehört zu einer Gruppe der weltweit mehr als 30 Geschlechtskrankheiten (STI, S = sexually T = transmitted I = infections; sexuell übertragbare Infektionen).
Bei Typhus handelt sich um eine Krankheit, die vor allem in den Entwicklungsländern auftritt. Es wird durch Salmonella typhi und Salmonella paratyphi verursacht.

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