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Fetales Alkoholsyndrom: Symptome und Ursachen

Profilbild von Dr. Moritz Wieser Geschrieben von Dr. Moritz Wieser
  • Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) beschreibt eine Reihe von körperlichen und geistigen Störungen und Erkrankungen, die bei Kindern auftreten, deren Mütter in der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Von dieser Reihe an Symptomen treten in der Regel nicht alle auf, wodurch es schwierig sein kann das FAS festzustellen.
  • Auch geringe Mengen Alkohol können das Fetale Alkoholsyndrom auslösen und jedes alkoholische Getränk kann dieses zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Schwangerschaft auslösen.
  • Es gibt für die betroffenen Kinder keine Aussicht auf Heilung, sondern nur die Möglichkeit die belastenden Symptome besser kontrollieren zu können.
  • Das Fetale Alkoholsyndrom ist durch Verzicht von Alkohol in der Schwangerschaft und ab dem Zeitpunkt, an dem eine Frau probiert Schwanger zu werden vollständig vermeidbar. Es ist nie zu spät um innerhalb der Schwangerschaft mit dem Trinken aufzuhören.

Symptome

Es gibt eine Bandbreite von Störungen und Erkrankungen, die unter dem Begriff fetalen Alkoholsyndrom zusammengefasst werden. Die Betroffenen haben nicht alle Symptome, Störungen oder Krankheiten, sondern in der Regel eine Auswahl von diesen. Daher muss man bei Müttern die Alkohol getrunken haben häufig ganz genau hinsehen.

Optische Auffälligkeiten

Betroffene die an einem fetalen Alkoholsyndrom leiden haben häufig äußerliche Merkmale, an denen man die Kinder frühzeitig erkennen kann. Dieses ist z.B.:

  • Spalte in der Oberlippe
  • Spalte im Gaumen
  • Zu kleiner Kopf
  • Herabhängendes Augenlid
  • Verkrümmte Finger
  • Fehlstellung der Finger
  • Gelenksteifigkeit
  • Unterentwickelte Nägel
  • Verbindung zwischen Elle und Speiche im Arm gestört
  • Häufig geringes Geburtsgewicht und sehr kleine Körpergröße

Psychische Störungen

Die soziale Isolation von Kindern mit fetalem Alkoholsyndrom stellt eine große Herausforderung dar, da die Kinder viele Störungen haben. Dieses beinhaltet:

  • ADHS
  • Probleme mit dem Sozialverhalten
  • Geistige Behinderung
  • Sprachprobleme
  • Lernschwierigkeiten
  • Stimmungsschwankungen
  • Widersetzliches Verhalten

Organschäden

Insbesondere wenn die Mutter zu Beginn einer Schwangerschaft trinkt, können Organe geschädigt werden, da diese am Anfang der Schwangerschaft gebildet werden. Organstörungen beinhalten:

  • Sehen: Netzhautprobleme, Schielen, Sehschwäche
  • Herz: Unregelmäßige Herzgefäße, Loch in der Wand zwischen den Herzvorhöfen, Loch in der Wand zwischen den Herzkammern
  • Hören: Chronische Mittelohrentzündung, Hörverlust (teilweise oder komplett)
  • Verdauungssystem: Darmnervenprobleme
  • Knochen und Gelenke: Verkrümmung der Wirbelsäule, Fehlbildungen der Wirbelsäule
  • Nervensystem: Epilepsie, Rückenmarksprobleme, Fehlbildungen im Gehirn (einschließlich bestimmter Gehirnteile)
  • Nieren: Fehlentwicklungen der Nieren, Zusammenwachsen der Nieren, Wasser in der Niere, Verdoppelung der Harnleiter

Komplikationen

Viele Probleme treten erst auf, wenn die Kindern zu Erwachsenen werden, da ihr Verhalten von dem Umfeld auf Ablehnung trifft.

Typische Komplikationen im Erwachsenenalter sind:

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  • Aggressives Verhalten und Schwierigkeiten im Sozialverhalten
  • Missbrauch von Alkohol oder Drogen
  • Psychische Störungen
  • Bildungsprobleme
  • Probleme mit dem selbstständigen Leben und der Beschäftigung
  • Unangemessenes sexuelles Verhalten
  • Früher Tod durch Unfälle, Gewalttaten oder Suizid

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die beste Prognose für Kinder, die von einem fetalen Alkoholsyndrom betroffen sind, kann erreicht werden, wenn frühzeitig Therapie und Fördermöglichkeiten begonnen werden können. Dafür ist es wichtig, dass, wenn Sie in Ihrer Schwangerschaft Alkohol getrunken haben, Sie dieses offen und ehrlich mit dem Kinderarzt besprechen.

Offene Kommunikation mit dem Kinderarzt

Sollten Sie ein Kind adoptiert haben und im Rahmen der Schulausbildung oder im Kindergarten Lernschwierigkeiten feststellen und nicht sicher ausschließen können, dass die leibliche Mutter des Kindes Alkohol konsumiert hat, dann besprechen Sie dieses offen mit dem Kinderarzt.

Hilfe bei Alkoholverlangen in der Schwangerschaft

Wenn Sie sich in einer Schwangerschaft befinden und Schwierigkeiten haben, auf Alkohol zu verzichten oder auch nur starke, unstillbare Lust nach Alkohol verspüren, probieren Sie so früh wie möglich, Hilfe zu holen. Diese kann bei Ihrem Hausarzt, einem der Gynäkologen oder einem Psychiater sein.

Denken Sie daran, wie schwer die langfristigen Folgen für Ihr Kind sein können und probieren Sie deshalb offen und ohne Scham über Ihre Probleme mit dem Arzt zu sprechen.

Ursachen

Der Alkohol, den die Mutter trinkt, gelangt über den Magen in das Blut der Mutter. Von dort aus gelangt er über die Nabelschnur in das Blut des ungeborenen Kindes. Da die Leber des Ungeborenen aber noch nicht so entwickelt ist wie beim erwachsenen Menschen, kann das Kind den Alkohol nicht richtig abbauen.

Durch die fehlende Abbaufunktion bleibt Alkohol für lange Zeit in hohen Mengen im kindlichen Körper vorhanden. Das ist auch der Grund, warum bereits geringe Mengen ausreichend sein können, um Schaden anzurichten.

Es gibt kein alkoholisches Getränk, das als sicher eingeschätzt werden kann. Auch Bier, Sekt, Wein oder Spirituosen stellen ein hohes Risiko dar. Es ist daher empfehlenswert, während der Schwangerschaft vollständig auf Alkohol zu verzichten, um das Risiko für das fetale Alkoholsyndrom zu minimieren.

Verzichten Sie vollständig auf Alkohol, wenn Sie

  • Schwanger sind
  • Schwanger sein könnten
  • versuchen Schwanger zu werden

Wenn Sie eine Schwangerschaft planen und ein Alkoholproblem haben (seien Sie hier kritisch mit sich selbst!) behandeln Sie erst das Alkoholproblem, bevor Sie schwanger werden. Je früher Sie aufhören desto besser.

Wenn Sie Schwanger sind und bereits Alkohol getrunken haben. Hören Sie so früh wie möglich (am besten sofort) damit auf. Auch wenn jede Menge prinzipiell gefährlich ist, steigt das Risiko für Gefahren mit der Menge Alkohol die Sie konsumieren.

Denken Sie immer daran, dass man eine Schwangerschaft in den ersten 6 Wochen häufig nicht merkt. Ungeschützter Geschlechtsverkehr sollte immer nur dann durchgeführt werden, wenn Sie keinen Alkohol trinken. Solange Sie regelmäßig Alkohol trinken sollten Sie unbedingt genau auf Ihre Verhütung achten.

Ist das FASD vermeidbar?

Das FASD ist vollständig vermeidbar wenn Mütter kein Alkohol trinken. Da Frauen in den ersten 6 Wochen häufig nicht wissen, dass sie Schwanger sind, sollte bereits beim Versuch Schwanger zu werden auf Alkohol verzichtet werden.

Letzte Änderung: 16. Februar 2024

Quellen

Medisiegel

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