Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Facettensyndroms?
Facettengelenke sind paarige Gelenke zweier benachbarter Wirbel und werden auch als Wirbelbogengelenke bezeichnet. Alle 33 Wirbel bestehen aus einem Wirbelkörper und einem hinten anliegenden Wirbelbogen, der um das Rückenmark liegt. Zwischen den Wirbeln liegen die Bandscheiben, die eine gute Beweglichkeit der Wirbelsäule erlauben. Jeder Wirbelbogen besitzt Fortsätze, die nach unten und oben reichen und mit den anderen Wirbelfortsätzen das Facettengelenk bilden. Diese Gelenke dienen der Beweglichkeit der Wirbelsäule um drei Achsen. Dadurch ist es uns möglich die Wirbelsäule nach vorne (Ventralfelxion), nach hinten (Dorsalextension) und zur Seite (Lateralflexion) zu biegen und zu rotieren.
Das Facettensyndrom beschreibt eine Reizung dieser kleinen Gelenke. Oft ist eine vermehrte Abnutzung (Spondylarthrose) der Gelenke die Ursache der Beschwerden. Durch Schäden der Bandscheiben vermindert sich der Abstand zwischen den Wirbelkörpern und die Facettengelenke werden überbelastet, da sich der Druck auf die Gelenkflächen erhöht.
Es resultieren chronisch wiederkehrende Schmerzzustände. Weitere Ursachen sind , bindegewebige Wucherungen (Ganglion) in der Nähe der Gelenke, Tumoren oder eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule. Darüber hinaus können Gelenkinstabilitäten, Muskelverspannungen oder Spinalkanalstenosen, eine Verengung des Rückenmarkkanals, ein Facettensyndrom bedingen.
Das Facettensyndrom kann in jedem Abschnitt der Wirbelsäule auftreten und wird dementsprechend in ein zervikales (Halswirbelsäule), thorakales (Brustwirbelsäule) und lumbales (Lendenwirbelsäule) Facettengelenkssyndrom eingeteilt. Das lumbale Facettensyndrom stellt die häufigste Form dar.
Was sind die Symptome eines Facettensyndroms?
Die Betroffenen klagen über meist dumpfe Schmerzen der Wirbelsäule und beschreiben diesen als unspezifische Kreuzschmerzen. Der Schmerz kann in das Gesäß, die Oberschenkel oder die Leiste ausstrahlen. Die Schmerzen verschlimmern sich meist nach längerem Sitzen oder längerem Stehen. Typisch ist auch ein sogenannter Retroflexionsschmerz und ein Anlaufschmerz. Hierbei treten die Schmerzen bei starker Beugung der Wirbelsäule nach hinten (Retroflexion) und beim Laufen der ersten Schritte nach einer Pause auf. Da die Wirbelsäule nachts entlastet wird, fühlt sie sich morgens oder nach einer längeren Pause häufig steif an.
Wie wird das Facettensyndrom diagnostiziert?
Da zu den häufigsten Symptomen in einer Arztpraxis zählen, sollten die Charakteristika des Schmerzes gezielt erfragt werden. Wichtig sind die Fragen nach der Lokalisation, dem Schmerzverlauf, nach Auslösern oder bereits stattgefundenen Behandlungen.
In der körperlichen Untersuchung fällt ein Druckschmerz der betroffenen Facettengelenke auf, wenn die Betroffenen auf dem Bauch liegen. Der Schmerz kann ausgelöst werden, indem man die Patienten bittet sich nach hinten zu neigen (Retroflexion), zur Seite zu neigen (Lateralflexion) oder mit der Wirbelsäule zu rotieren. Die Muskulatur ist oft verhärtet. Es sollten keine Sensibilitätsstörungen oder motorische Ausfälle vorliegen, da dies auf einen oder ein schweres Wirbelgleiten () hindeutet.
Um die vermehrte Abnutzung der Wirbelbogengelenke darstellen zu können, sollte ein Röntgen des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes in zwei verschiedenen Ebenen dargestellt werden. Typische Zeichen einer werden sichtbar. Hierzu zählen eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, eine zunehmende Deformierung der Gelenke und eine vermehrte Verdichtung des Knochengewebes unterhalb des Knorpels (subchondrale Sklerose). Ist die Abnutzung der Gelenke noch nicht sehr stark ausgeprägt, sodass keine Zeichen im Röntgen sichtbar werden, kann eine MRT - Untersuchung oder eine CT - Untersuchung erste Hinweise liefern.
Eine weitere Möglichkeit der Diagnostik ist ein radiologisch - interventionelles Verfahren mit einer Test - Infiltration der Gelenke. Bei bestehendem Verdacht eines Facettengelenksyndroms wird ein Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) und ein Glucocorticoid in bzw. an das Gelenk gespritzt. Kommt es zu einer Besserung der Schmerzen, ist der Verdacht auf ein bestehendes Facettengelenksyndroms erhärtet.
Therapie bei Facettensyndrom
Therapeutisch können sowohl die Symptome als auch die zugrundeliegende Ursache behandelt werden. Symptomatisch erfolgt zunächst die Gabe von Schmerzmitteln wie oder Paracetamol. Eine Bewegungstherapie und eine Bewegungsschulung sowie eine manuelle Therapie mit Faszienrelease und Behandlung der Triggerpunkte sind sinnvoll um geeignete entlastende Übungen zu erlernen. Die Muskulatur um den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt muss stabilisiert und gestärkt werden. Bei starken Schmerzen kann zusätzlich eine radiologisch - interventionelle Facettengelenksinfiltration durchgeführt werden.
Hierbei werden in regelmäßigen Abständen Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) und Glucocorticoide an die betroffenen Facettengelenke gespritzt, um die Schmerzen zu lindern. Kurzzeitig kann auch das Tragen eines Korsetts die Wirbelsäule entlasten, da ein Überstrecken der Lendenwirbelsäule verhindert wird. Diese entlastende Lagerung kann nur über einen kurzen Zeitraum erfolgen, da ansonsten die Muskulatur und somit die Stabilität der Wirbelsäule verringert wird, was kontraproduktiv wäre.
Als kausale Therapie erfolgt die muskuläre Stabilisierung der Wirbelsäule durch krankengymnastische Übungen. Es kann eine perkutane Neurotomie erfolgen, bei der die für das Facettengelenk betroffenen Nerven durch hohe Temperaturen (Thermokoagulation) oder hochfrequente magnetische Wellen (Radiofrequenzablation) verödet werden.
Da die Kapsel der Facettengelenke von Nerven versorgt wird, die durch eine Überbelastung bzw. Fehlbelastung der Wirbelsäule gereizt werden, kann eine Verödung dieser Nerven zu einer längerfristigen Schmerzfreiheit beitragen. Die Schmerzen können über Monate verschwinden.
Eine weitere Möglichkeit die chronischen Schmerzen zu reduzieren, stellt die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) dar, bei der elektrischer Strom von außen über die appliziert wird Elektrotherapie). Die letzte Möglichkeit stellt eine Operation dar. Es können Nerven entfernt werden oder Abschnitte der Wirbelsäule versteift werden.
Wie ist die Prognose eines Facettensyndroms?
Die Prognose eines Facettensyndroms ist von der Ursache abhängig. In den meisten Fällen gelingt eine deutlich Schmerzlinderung, wenn konsequent therapiert wurde.
Da die Facettengelenke in direkter Nähe zu den Bandscheiben, den umliegenden Bandstrukturen und den Nerven liegen, kann sich im umliegenden Gewebe eine Zyste bilden (Juxtafacettenzyste). Außerdem tritt das Facettensyndrom oft in Kombination mit anderen Wirbelsäulenschäden auf, sodass diese eventuell mitbehandelt werden sollten.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Facettensyndrom
Wichtig für eine langfristige Schmerzfreiheit ist ein Aufbau der stabilisierenden Muskulatur der Wirbelsäule. Die Physiotherapie und die Bewegungsschulung dienen als Anleitung und sollen die Betroffenen dazu animieren, nach Therapieende weiterhin zu trainieren, um einen Rückfall zu verhindern.
Zusammenfassung
Das Facettensyndrom ist eine Reizung der Wirbelbogengelenke (Facettengelenke) der Wirbelsäule meist in Folge einer verstärkten Gelenkabnutzung (Spondylarthrose). Es treten Schmerzen in der Wirbelsäule auf, die sich nach Belastung und nach Beugung der Wirbelsäule nach hinten (Retroflexion) verstärken. Eine Röntgenuntersuchung, sowie eine Test - Infiltration der Gelenke mit Betäubungsmitteln und Glucocorticoiden, können den Verdacht erhärten. Therapeutisch sollte die Muskulatur stabilisiert werden und die Schmerzen durch eine Infiltration oder eine Verödung der Nerven (perkutane Neurotomie) gelindert werden.