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Erysipel

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Erysipels?

Das Erysipel, auch Wundrose oder Rotlauf genannt, ist eine bakterielle Infektion der Haut .

Meist wird diese Wundrose durch "beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A" (siehe Abschnitt "Was sind Streptokokken?"), gelegentlich auch von Staphylokokken ausgelöst. Hierbei gibt es sprachliche Differenzen im deutschen und angloamerikanischen Raum, da im angloamerikanischen Sprachgebrauch ausschließlich bei einer Streptokokken-Infektion von einem Erysipel die Rede ist.

Was sind Streptokokken?

Streptokokken sind kugelige bis eiförmige Bakterien, die sich in gewundenen ("streptos“) Ketten anordnen. Streptokokken können anhand der sogenannten "Lancefield Klassifikation“, in die Gruppen A bis W eingeteilt werden.

Beta-hämolysierend bedeutet, dass die Bakterien dieser Gruppe bestimmte Stoffe absondern, auch Hämolysine genannt, welche rote Blutkörperchen vollständig auflösen ("lysieren"). Ein typischer Vertreter der beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A ist der Streptokokkus pyogenes.

Das Bakterium Streptokokkus pyogenes produziert eine Reihe von Substanzen, die dem menschlichen Gewebe schaden können. So sind beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A beispielsweise auch für Scharlach , Streptokokken-pharyngitis (auch als "strep throat“ bezeichnet) Impetigo contagiosa Phlegmone, oder die gefürchtete nekrotisierende Fasziitis verantwortlich.

Risikofaktoren

Für die Entwicklung eines Erysipels gibt es einige Risikofaktoren. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört Übergewicht mit chronisch venöser Insuffizienz oder ein chronisches Lymphödem . Hierzu muss erwähnt werden, dass das Lymphödem nicht nur Ursache eines Erysipels, sondern auch eine häufige Konsequenz dessen sein kann. Des Weiteren ist ein Diabetes mellitus häufiger Grund für die Entwicklung eines Erysipels, sowie andere Immunschwächen.

Damit die Bakterien eine Infektion auslösen können, müssen sie über eine Eintrittspforte in den menschlichen Organismus gelangen. Zu den häufigsten Erregereintrittspforten gehören:

  • Mückenstiche
  • kleine Risswunden
  • Entzündungen im Gehörgang oder auf der Haut
  • Fußpilz
  • Rhagaden (Hautrisse)
  • Einstichstellen bei intravenösen Drogenkonsumenten.

Streptokokken sondern Substanzen ab, welche sich vor dem Immunsystem verstecken, es angreifen und die flächige Ausbreitung der Bakterien ermöglichen. Die Streptokokken produzieren eine starke Immunantwort, die mit Fieber , Schüttelfrost, Schmerzen und generell einem schweren Krankheitsgefühl einhergeht. Die betroffene Haut ist heiß und weist eine himbeerfarbene Rötung auf, welche scharf umgrenzt ist.

Achtung

Geht die Infektion noch tiefer, sind also tiefere Hautschichten betroffen, wie beispielsweise Muskeln oder Faszien, spricht man von dem Vorliegen eines Phlegmons. Phlegmone sind unscharf begrenzte Eiteransammlungen, welche flächig auftreten können. Meist treten Erysipel an den Unterschenkeln auf, gelegentlich lassen sie sich aber auch an den Armen oder im Gesicht finden.

Was sind die Symptome eines Erysipels?

Symptome im Überblick

Die Symptome eines Erysipels können in lokale- und Allgemeinsymptome unterteilt werden.

  • heiße Haut mit Ödemen (Flüssigkeitseinlagerungen)
  • stark gerötete Hautstelle
  • teilweise Bläschenbildung
  • teilweise Blutungen
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • teilweise Gelenkschmerzen
  • starkes Krankheitsgefühl

Die Symptome eines Erysipels können in lokale- und Allgemeinsymptome unterteilt werden. Die lokalen Symptome sind auf die lokalisierte Immunantwort der bakteriellen Infektion zurückzuführen und umfassen eine heiße ödematöse Haut , welche sehr druckschmerzhaft ist. Der Hautbezirk ist stark gerötet.

Die Rötung erinnert an die Farbe einer Himbeere. In manchen Fällen kann es auch zu der Bildung von Bläschen kommen, dann würde man von einem bullösen Erysipel sprechen. Bei Blutungen spricht man auch von einem hämorrhagischen Erysipel. Typischerweise sind die Befunde eines Erysipels asymmetrisch, beziehungsweise auf eine Seite beschränkt, welche eine Eintrittspforte für die Erreger aufweisen konnte.

Allgemeine Symptome des Erysipels sind Fieber, Schüttelfrost, eventuell Gelenkschmerzen und generell ein starkes Krankheitsgefühl.

Komplikationen

Eine gefürchtete Komplikation des Erysipels ist die sogenannte "Post Streptokokken Glomerulonephritis“, eine Nierenerkrankung, die auf eine allergische Spätreaktion bestimmter Proteine der Streptokokken zurückzuführen ist.

Des Weiteren kann es zur Ausbildung eines Lymphödems kommen oder zu der besonders schwerwiegenden "nekrotisierenden Fasziitis“, welche durch sogenannte "fleischfressende Bakterien“ verursacht wird und einer sofortigen operativen Behandlung bedarf.

Wissenswert

Obwohl prinzipiell natürlich jede Lokalisation eines Erysipels möglich ist, sind verschiedene Stellen am Körper besonders häufig. Doch warum ist das so?

Da die Erreger häufig über Hautverletzungen in den Körper gelangen und diese Hautverletzungen eben an manchen Stellen häufiger auftreten, tritt die Erkrankung an den Beinen oder den Unterschenkeln vermehrt auf. Dort fallen dann häufig eine Schwellung und flammenförmige Hautveränderungen auf.

Wie wird das Erysipel diagnostiziert?

Diagnose eines Erysipels

Um herauszufinden, ob es sich bei der vorgestellten Hautveränderung um ein Erysipel handelt, geht der Arzt folgendermaßen vor:

Die Untersuchung eines Erysipels sollte in der Regel durch einen Hautarzt erfolgen, kann jedoch auch von anderen Ärzten anderer Fachrichtungen gestellt werden. Die Diagnose eines Erysipels erfolgt durch eine Blickdiagnose des Lokalbefundes. Zudem wird in der Anamnese nach Vorerkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus gefragt, was das Auftreten eines Erysipels begünstigen würde. Es werden natürlich auch die Allgemeinsymptome des Patienten erfragt

Der Arzt begutachtet die gerötete Hautstelle und sucht die Eintrittspforte für die Erreger. Durch das Abtasten der Haut, kann gleichzeitig auch eine mögliche Überwärmung ebendieser festgestellt werden, was für ein Erysipel spricht.

Der direkte Erregernachweis durch Abstriche der Haut gelingt meist nicht

Bei der Blutabnahme wird in der Labordiagnostik nach einem Anstieg der Entzündungswerte Ausschau gehalten. Hierbei kann es infolge der Immunantwort zu einem Anstieg der weißen Blutkörperchen, der Blutsenkungsgeschwindigkeit, sowie anderer Proteine der Entzündungsreaktion (CRP) kommen.

Prinzipiell werden Patienten mit einem Erysipel von Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen betreut. Grundsätzlich kann das Problem nicht einem Thema zugeordnet werden. Hautärzte sind aber häufig die, die als Erstes kontaktiert werden, da die Schwellung und Rötung als Hauterkrankung wahrgenommen wird.

In vielen kleineren Städten gibt es allerdings keine stationäre Versorgung von Hauterkrankungen. Da die Arzneimittel jedoch intravenös (in die Vene) appliziert werden müssen, kann und sollte eine Unterbringung in einer anderen Fachrichtungsabteilung erfolgen.

Achtung

Rötungen der Haut sind nicht immer als ein Erysipel zu deuten. Ganz im Gegenteil, Rötungen der Haut sind sehr häufig und meist harmlos. Es kann sich zum Beispiel auch um einen einfachen Mückenstich oder eine allergische Reaktion (Kontaktdermatitis) handeln.

Es gibt zahlreiche Erklärungen und Ursachen für Rötungen der Haut und in den meisten Fällen bedürfen diese keiner stationären Therapie.

Therapie bei Erysipel

Bei der gesicherten Diagnose eines Erysipels gilt es jedoch schnell zu handeln. Es sollte eine hochdosierte Antibiotikatherapie mit dem Einsatz von Penicillin V oder Cephalosporinen erfolgen. Abhängig von der Schwere der Erkrankung wird das Antibiotikum oral oder intravenös verabreicht. Dieses geschieht für einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen.

Bei einer Allergie auf Penicillin kann auf Makrolide oder Clindamycin ausgewichen werden. Die betroffene Körperstelle, in der Regel der Unterschenkel, sollte ruhig gelagert werden, lokal gekühlt und die eventuelle Eintrittspforte verschlossen bzw. saniert werden.

Zudem sollten die Schmerzen sowie das Fieber gelindert werden. Dieses passiert mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie z.B. Ibuprofen . Wenn man als Patient bettlägerig und quasi immobil ist, ist eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin notwendig.

Bei einer nekrotisierenden Faszitis mit fleischfressenden Bakterien muss zudem eine operative Behandlung des betroffenen Hautabschnittes vorgenommen werden, um ein Fortschreiten der Infektion zu verhindern. Dies betrifft allerdings nur einen sehr kleinen Teil der Fälle.

Achtung

Aufgrund der schweren Komplikationen, die aus einem Erysipel in schon vergleichsweiser sehr kurzer Zeit entstehen können, ist es besonders wichtig, dass der Patient sehr schnell einem Arzt vorgestellt wird.

Häufig sind intravenös wirkende Antibiotika auch in ihrer Wirkung intensiver als Tabletten. Daher kann es häufig auch notwendig sein, dass der Patient in einer stationären Betreuung, also im Krankenhaus, aufgenommen und behandelt wird.

Wie ist die Prognose eines Erysipels?

Die Prognose eines Erysipels variiert je nach Schwere und Vorliegen von der Krankheit begünstigenden Faktoren. Bei richtiger Antibiotikatherapie und gutem Ansprechen des Patienten darauf, ist die Prognose in der Regel sehr gut.

Es gilt jedoch, die auslösenden Faktoren eines Erysipels in den Griff zu bekommen, um Rezidive (Wiederholungsauftreten der Krankheit) zu verhindern, als auch lebensbedrohlichen Komplikationen vorzubeugen. Die begünstigenden Faktoren wurden bereits kurz angesprochen und umfassen:

  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht mit chronisch venöser Insuffizienz
  • chronisches Lymphödem
  • eine Immunschwäche
  • Auftreten von Fußpilz oder Hautgeschwüren am Fuß

Es ist daher von größter Wichtigkeit, bei den Anzeichen für ein Erysipel einen Arzt einzubeziehen. Da die Komplikationen von einer vergleichsweisen geringen Symptomatik bis hin zu lebensgefährlichen Komplikationen unterschiedlich sein können, muss dieses bereits frühzeitig eingeschätzt und die Therapie dementsprechend gerichtet werden.

Bei einem Erysipel sind manchmal intravenöse Antibiotika erfolgreicher und machen in diesem Fall eine stationäre Aufnahme notwendig. Der beste Ansprechpartner für den Verdacht auf ein Erysipel ist der Hausarzt, sofern dieser zeitlich verfügbar ist. Ist dieses nicht gegeben, kann man sich mit der Symptomatik auch in der Notfallambulanz eines Krankenhauses vorstellen.

Das wichtigste ist jedoch in jedem Fall sehr zeitnah zu handeln und folglich nicht abzuwarten, ob die Rötung von allein wieder verschwindet. Die Entzündung kann sich relativ rasant im Körper ausbreiten und dort zu schweren Komplikationen führen. Insbesondere Patienten mit Risikofaktoren sollten besonders vorsichtig handeln.

Achtung

Da es so wichtig ist, dass die Medikamente zeitnah gegeben werden, um Folgekrankheiten zu verhindern, ist eine zeitnahe ärztliche Vorstellung von größter Bedeutung.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Hausmittel bei einem Erysipel

Ein intaktes Immunsystem verhindert normalerweise das Auftreten bakterieller Infektionen. Gesunde Menschen sollten darauf achten, ihr Immunsystem zu stärken. Dies kann mithilfe einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, Sport und regelmäßigen Impfauffrischungen erreicht werden. Immungeschwächte Menschen müssen auf ihren Körper besonders Acht geben, insbesondere sollte möglichen Eintrittspforten für Erreger vorgebeugt werden.

Wissenswert

Diese Erregereintrittspforten umfassen Mückenstiche, kleine Risswunden, Entzündungen im Gehörgang oder auf der Haut, Fußpilz, Rhagaden oder auch Einstichstellen bei intravenösen Drogenkonsumenten.

Dem Entstehen dieser Erregereintrittspforten kann beispielsweise mit der Verwendung von Abwehrmitteln gegen Mücken in den Sommer- und Herbstmonaten vorgebeugt werden. Das Tragen von Badeschuhen in Schwimmbädern wird ebenfalls empfohlen, um einen Fußpilz zu verhindern.

Eine sehr häufige Ursache ist natürlich der Diabetes mellitus, der zum einen die Wundheilung schwächt, aber auch zum anderen die individuelle Abwehrlage reduziert. Im Rahmen der Alternativmedizin gibt es verschiedene Ansätze über Ernährungen und Sport, den Diabetes besser zu kontrollieren.

Auch wenn das Angebot an alternativmedizinischen Möglichkeiten unglaublich groß ist, ist es von größter Bedeutung sich auch einer schulmedizinischen Beurteilung zu unterziehen. Da in vielen Fällen ein schnelles oder sogar sehr schnelles Handeln erforderlich ist, könnte durch langwierige Versuche mit Medikamenten, die nicht sicher für die Erkrankung wirken, auch eine große Gefahr entstehen.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Erysipel

Die Nachsorge eines Erysipels besteht vor allem in der Vorbeugung eines Rezidives und der Verhinderung schwerer Komplikationen. Diabetiker sollten in jedem Fall an einem Krankheitsprogramm teilnehmen, in der unter anderem die Füße auf mögliche Eintrittspforten untersucht werden.

Hierbei ist es unter Umständen möglich, durch eine geeignete Vorbeugung schwere Folgeschäden zu verhindern. Diese Präventionsprogramme werden von den meisten Hausärzten ohnehin angeboten und sollten jedoch vom Patienten unbedingt auch genutzt werden. So lässt sich mit sehr geringem Aufwand unter Umständen eine folgenschwere Situation verhindern.

Zusammenfassung

Das Erysipel, auch Wundrose oder Rotlauf genannt, ist eine bakterielle Infektion der Haut, welche durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A ausgelöst wird.

Die Erreger können über unscheinbare Hautwunden, Mückenstiche oder Abschürfungen, die meist an den Unterschenkeln, den Armen oder dem Gesicht lokalisiert sind, in den menschlichen Organismus eindringen und dort eine starke Immunreaktion auslösen, die mit Fieber , Schüttelfrost und einem schweren Krankheitsgefühl einhergeht.

Zudem ist die betroffene Stelle heiß und weist eine scharf umschriebene Rötung auf. Behandelt wird das Erysipel mit einer systemischen Antibiotikatherapie, welche für einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen angewendet werden muss.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Theoretisch ist ein Erysipel ansteckend, denn die Erreger (Gruppe A Streptokokken) können von der Wunde des Betroffenen über einen Hautdefekt bei anderen Personen in deren Organismus eingeschleust werden. Dort können sie sich ebenfalls ausbreiten und ein Erysipel zur Folge haben.

Ohne Therapie kann sich ein Erysipel weiter ausbreiten, größer werden und in tiefere Hautschichten eindringen. Deshalb kann man nicht genau von einer "Dauer eines Erysipels" sprechen. Es gilt die auslösenden Streptokokken mit einer gezielten ca. 14-tägigen Antibiotikatherapie zu behandeln. Anschließend sollte das Erysipel verschwunden sein.

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Erysipel einfach erklärt

Wundrose

Häufigkeit

  • Inzidenz: 100 pro 100.000 Personen/Jahr
  • Manifestationsalter: ca. zwischen dem 20. und 70. Lebensjahr

Risikofaktoren

  • chronische Wunden
  • Immunsuppression
  • Lymphödeme
  • chronisch venöse Insuffizienzen (CVI)
  • Adipositas
  • periphere arterielle Verschlußkrankheit (pAVK)

Ursachen

  • Bakterielle Infektion der Haut (v.a. mit Streptokokken)

Symptome

  • Hautveränderungen
  • Vergrößerte Lymphknoten
  • Fieber
  • Unwohlsein

Komplikationen

  • Venenentzündung
  • Sepsis

Diagnose

  • Anamnese
    • Findet sich bei ihnen eine flächige, meist scharf begrenzte Rötung und Schwellung der Haut?
    • Sind ihre Lymphknoten vergrößert?
    • Haben sie Fieber?
    • Fühlen sie sich unwohl?
  • Körperliche Untersuchung
    • typische Anzeichen
    • Differentialdiagnosen stets ausschließen

Differenzial Diagnose

  • Venenentzündung
  • Borreliose

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • regelmäßige Fußpflege bei Diabetes (Vorbeugen von offenen Druckstellen)

Prognose

  • Bei frühzeitiger Behandlung ist die Prognose gut.

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