Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Epiglottitis?
Die Epiglottitis ist eine Entzündung des Kehlkopfdeckels (Epiglottis), die durch eine bakterielle Infektion bedingt ist. Früher war der häufigste Erreger das Bakterium Haemophilus influenzae Typ B (HiB). Durch die Impfung gegen HiB konnten schwerwiegende Infektionen mit HiB um über 95% reduziert werden. Jedoch ist HiB unter Kindern, Ungeimpften oder Impfversagern immer noch der häufigste Erreger. Bei Erwachsenen sind Streptokokken, Pneumokokken, Staphylcoccus aureus und Klebsiellen die häufigsten Erreger einer Epiglottitis.
Übertragen werden diese Bakterien per Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Die Bakterien infizieren den Kehlkopfdeckel und das umliegende Gewebe und führen durch die entstehende Entzündung zu Wassereinlagerungen (Ödem), die zu einer Verengung bis hin zu einem Verschluss der Atemwege reichen können.
Risikofaktoren stellen eine fehlende Impfung gegen HiB, eine Immunsuppression und ein hohes Alter dar. Bis zu 24 Stunden nach Beginn einer Antibiotikatherapie sind die Krankheitserreger ansteckend.
Die Inzidenz der Epiglottitis liegt bei Kindern bei etwa 0,2 Infektionen pro 100.000 Kindern und bei Erwachsenen bei etwa 2-3 Infektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr. Die Epiglottitis trat früher gehäuft bei Kindern im Alter von zwei bis sieben Jahren auf. Seit der Einführung der HiB – Schutzimpfung sind hauptsächlich Senioren, Ungeimpfte und Impfversager von einer Ansteckung betroffen.
Was sind die Symptome einer Epiglottitis?
Die Inkubationszeit der bakteriellen Erreger beträgt nur wenige Tage. Binnen weniger Stunden kommt es zur Ausprägung eines hochakuten Krankheitsbildes.
Kinder entwickeln plötzlich ein hohes und Hals- und Schluckschmerzen. Die Sprache ist kloßig verändert und der Speichelfluss ist erhöht. Der Speichel fließt aus dem Mund heraus, da schmerzbedingt ein Schlucken vermieden wird. Durch das Anschwellen des Kehlkopfes verspüren die Kinder Atemnot und bei der Einatmung entsteht ein pfeifendes Atemgeräusch (inspiratorischer Stridor). zählt in der Regel nicht zu den Symptomen. Um besser Luft zu bekommen, sitzen die Kinder nach vorne gebeugt und neigen den Kopf nach hinten.
Erwachsene klagen ebenfalls über Hals- und Schluckschmerzen mit Schluckbeschwerden (). Die Stimme ist verändert und auch hier haben die Patienten keinen . In nur maximal 50% der Fälle kommt es zu einem vermehrten Speichelfluss, einer kloßigen Sprache, und der Atemnot mit dem typischen Geräusch beim Einatmen (inspiratorischer Stridor). Die typische Körperhaltung, die von Kindern häufig eingenommen wird, um die Atemnot zu verringern, fehlt.
Wie wird die Epiglottitis diagnostiziert?
Die Epiglottitis wird anhand der beschriebenen Symptome diagnostiziert. Dabei kann es hilfreich sein zu erfragen, ob der Patient eine HiB – Impfung erhalten hat und ob er Essen und Trinken zu sich nehmen kann. Ist der Patient dazu in der Lage, ist es unwahrscheinlich das eine Epiglottitis vorliegt.
Aufgrund der akuten Erstickungsgefahr sollte man die Betroffenen sitzen lassen und dauerhaft überwachen. Inspiziert man den Rachen, sieht man eine kirschrote und geschwollene Epiglottis.
Im Labor zeigt sich eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und eine Erhöhung der Entzündungsparameter CRP und der Blutsenkungsgeschwindigkeit. Um den genauen Erreger zu diagnostizieren kann eine Blutkultur entnommen werden. Mithilfe einer Blutgasanalyse (BGA) kann man die genauen Sauerstoff- und C02 – Werte im Blut bestimmen und somit das Ausmaß der Atemnot feststellen. Im Urin ist das HiB – Antigen nachweisbar. Kann das Labor HiB direkt im Blut oder Hirnwasser nachweisen, besteht laut Infektionsschutzgesetz eine Meldepflicht des Labors.
Therapie bei Epiglottitis
Jeder Patient mit Verdacht auf eine Epiglottitis sollte sofort stationär überwacht werden, da eine akute Erstickungsgefahr droht. Der Betroffene sollte aufrecht sitzen und Sauerstoff erhalten. Besteht eine Atemnot sollte frühzeitig eine Intubation vorbereitet werden. Faktoren, die häufig zur Intubationspflichtigkeit führen, sind Kurzatmigkeit, eine beschleunigte und erschwerte Atmung (Tachydyspnoe), ein typisches Atemgeräusch aufgrund verengter Atemwege (Stridor), eine erhöhte Herzfreqeunz (Tachykardie) und ein abrupter Symptombeginn. Nur 15 % der erwachsenen Epiglottitis-Patienten werden intubationspflichtig. Darüber hinaus sollte Flüssigkeit über die Vene verabreicht werden.
Bereits vor Beginn weiterführender Diagnostik sollte mit einer Anitibiotikagabe gestartet werden. Häufig verwendete Antibiotika sind das Cefotaxim oder das Ceftriaxon. Um die Schleimhäute der Atemwege zum Abschwellen zu bringen, sollte mindestens zwei Tage lang Prednisolon über die Venen verabreicht werden. Des weiteren hilft das Einatmen von Adrenalin um die Atemwege frei zu bekommen.
Wie ist die Prognose einer Epiglottitis?
Die Sterblichkeitsrate beträgt etwa 1%. Ohne eine intensivmedizinische Behandlung liegt sie bei 5-12%. Komplikationen die durch eine Epiglottitis auftreten können sind ein kompletter Verschluss der Atemwege mit nachfolgendem Erstickungstod. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten kann sich die Infektion weiter verbreiten und zu einem epiglottischen oder einer Entzündung des Brustkorbes (Mediastinitis) kommen. Breitet sich die Infektion in die aus, folgen Belüftungsstörungen der Lunge (Atelektasen), eine (Pneumonie), eine Wasseransammlung der Lunge () oder ein akutes Lungenversagen (ARDS). Werden die Bakterien über das Blut im Körper verteilt kann es zu einer Hirnhautentzündung (), sowie zu einer lebensbedrohlichen (Sepsis) kommen.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Epiglottitis
Personen, die engen Kontakt zu dem Betroffenen hatten sollten innerhalb von sieben Tagen mit Rifampicin behandelt werden. Im Fall einer Schwangerschaft erfolgt die Gabe von Ceftriaxon. Es dient als Postexpositionsprophylaxe, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren.
Um das Auftreten einer Epiglottitis durch die Infektion mit HiB zu vermeiden, empfiehlt die STIKO eine HiB - Impfung für alle Kinder ab einem Alter von zwei Monaten. Es handelt sich um einen Totimpfstoff und wird bevorzugt im Zuge der Sechsfachimpfung bei Kindern verwendet.
Zusammenfassung
Die Epiglottitis ist eine akute Entzündung des Kehlkopfedeckels (Epiglottis), die meist schwerwiegend verläuft. Ausgelöst wird die Entzündung durch Hameophilus influenzae Typ B (HiB) und andere Bakterien. Die Epiglottitis hatte trat früher bei Kindern auf, betrifft jedoch inzwischen vorwiegend Senioren, Ungeimpfte und Impfversager gegen Haemophilus influenzae Typ B (HiB). Bei Kindern treten plötzlich hohes , Halsschmerzen, eine kloßige Sprache, Speichelfluss und ein pfeifendem Einatemgeräusch (inspiratorischer Stridor) auf.
Bei Erwachsenen sind Schluckschmerzen und eine veränderte Stimme typische Zeichen. Bei Krankheitsverdacht sollte der Betroffene sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden und eine intravenöse Antibiotikatherapie sowie eine Cortisongabe und Adrenalin inhalativ erhalten. In schweren Fällen ist eine Intubation notwendig. Wird zeitnah eine Therapie begonnen ist die Prognose gut.