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Bulimie

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Bulimie?

Die Bulimia nervosa, auch Ess-/Brechsucht genannt, ist eine Kombination aus krankhaften Heißhungerattacken, einer dauerhaften Beschäftigung mit dem Essen und der Gewichtskontrolle und kompensatorischen Maßnahmen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.

Wissenswert

Mehr als 90 % der Betroffenen sind junge Frauen im Alter von 15 und 35 Jahren. Bei jungen Männern hingegen kommt es deutlich seltener zum Auftreten einer Bulimie. Der Altersgipfel dieser Form der Essstörung liegt bei etwa 20 bis 24 Jahren.

Insgesamt tritt die Bulimie hierzulande mit einer Häufigkeit von 1-3 % in der Bevölkerung auf und ist vor allem in Berufen verbreitet, die ein niedriges Gewicht erfordern. Aus diesem Grund sind beispielsweise Tänzerinnen oder Models besonders häufig betroffen.

In vielen Fällen geht der Bulimie eine Anorexie voraus. Das ist immer dann der Fall, wenn die Betroffenen die Nahrungskarrenz auf Dauer nicht aushalten können. Diese Tatsache legt nahe, dass die Ursachen beider Essstörungen sehr ähnlich sind. Es ist aber ebenfalls möglich, dass sich eine bestehende Bulimie im weiteren Verlauf zu einer Anorexie entwickeln.

Genetische Faktoren, psychosoziale Faktoren und familiäre und gesellschaftliche Einflüsse spielen eine Rolle. Vor allem die Einflüsse in der frühen Kindheit und Jugend sind bedeutend in der Entstehung der Bulimie. Verhaltenstherapeutisch betrachtet besteht ein Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem eigenen Selbstwertgefühl.

So sehen die Betroffene das Körpergewicht als Ursache ständiger Enttäuschungen im Leben. Das dysfunktionale Verhalten aus Essattacken und anschließendem Erbrechen wird hierbei zum Spannungsabbau genutzt und verschafft den Personen Erleichterung. In der Tiefenpsychologie werden frühkindliche Störungen für das zerstörte Selbstwertgefühl verantwortlich gemacht.

Die Angst vor einem Verlust oder die Angst vor anderen Kränkungen resultiert in Essattacken. In den letzten Jahren kam es zu einer erhöhten Verfügbarkeit von sozialen Medien. Nahezu jeder Mensch hat heute zumindest eine Plattform, auf der er regelmäßig sozialen Austausch betreibt.

Für viele Menschen sind diese Plattformen jedoch auch die Möglichkeit, ein vermeintlich ideales Leben nach draußen zu projizieren. Dieses Leben, drückt sich neben materiellem Reichtum häufig eben auch über Schönheit aus. Wunderschöne junge Menschen posieren in knappen Outfits an den schönsten Orten dieser Welt.

Betroffene erreichen Gefühle, wie das würde ich auch gerne erreichen.… Wäre ich so dünn, könnte ich so einen Urlaub auch genießen.…. Diese fortwährende Konfrontation mit der persönlichen Schwäche, stellt einen immer präsenten Reiz dar, der für Betroffene auch sehr gefährlich sein kann.

Ein weiterer Grund ist, dass Fotos häufig mit sehr einfachen Mitteln bearbeitet werden können. Man hat also das Gefühl, alle Menschen um einen herum wären wunderschön und fragt sich, warum das bei einem selbst nicht der Fall ist. Diese innere Unruhe schafft natürlich viele Spannungen, die sich in Form einer Bulimie entladen können.

Was sind die Symptome einer Bulimie?

Laut Definition haben Bulimie Patienten einen Body-Mass-Index (BMI) von über 17,5 kg/m2 und sind damit normalgewichtig. Anders ist dies bei der Anorexie, bei welcher die Patienten deutlich untergewichtig sind. Dennoch schließt ein Untergewicht oder ein Übergewicht eine Bulimie nicht aus.

Darüber hinaus leiden die Betroffenen unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung mit einer krankhaften Angst vor einer Gewichtszunahme. Das mangelnde Selbstwertgefühl stellt eine große Belastung für die Patienten dar, sodass sie im Verlauf der Erkrankung häufig Angststörungen, Depressionen oder eine Alkoholabhängigkeit entwickeln.

Typisch für die Erkrankung ist, dass sich die Betroffenen ständig mit der Nahrungsaufnahme beschäftigen und andere Dinge daneben vernachlässigen. Es besteht ein zwanghaftes Verlangen nach Nahrungsmitteln. Die Essattacken finden mindestens zweimal pro Woche statt und werden häufig im Voraus geplant.

Während dieser Essanfälle kommt es zu einem kompletten Kontrollverlust und die Menge der Nahrung kann nicht kontrolliert werden. Nach solchen Essattacken werden kompensatorische Maßnahmen ergriffen, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken.

Am häufigsten kommt es zu einem selbstinduzierten Erbrechen. Die Betroffenen erfinden im Nachhinein meist Scham über ihren Kontrollverlust und die Essattacke. Diese Scham und die Enttäuschung über sich selbst und die verzerrte Selbstwahrnehmung fördern das Verlangen nach gegenregulierenden Maßnahmen.

Weitere Methoden sind vorübergehende Hungerperioden, exzessiver Sport oder ein Missbrauch von Medikamenten. Zu den verwendeten Medikamenten zählen Laxanzien zur Förderung der Defäkation, harntreibende Mittel (Diuretika) oder auch Schilddrüsenhormone zur Ankurbelung des Stoffwechsels.

Hinweis

Trotz des vorliegenden Normalgewichtes liegen Anzeichen einer Mangelernährung vor. Der Blutdruck ist erniedrigt (Hypotonie) und durch den Verlust an wichtigen Elektrolyten, wie Kalium, kommt es zu Rhythmusstörungen des Herzens. Die Haut ist trocken und die Nägel sind brüchig.

Bei häufigem Erbrechen kann die saure Magensäure zu einer Entzündung des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis) und zu Entzündungen im Mundraum führen. Dadurch entstehen Zahnfleischveränderungen, trockene Lippen und aufgerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden). Auch die Speicheldrüsen (Parotishypertrophie) sind, durch das häufige Würgen und Erbrechen, angeschwollen.

Die Magensäure greift den Zahnschmelz an, sodass dieser oberflächlich aufweicht und zu vermehrtem Kariesbefall prädestiniert. Durch den Kontakt der Fingerknöchel mit den oberen Schneidezähnen beim Herbeiführen des Erbrechens bilden sich Schwielen an den Fingergelenken am Handrücken, was als Russell-Zeichen bezeichnet wird.

Folgen

Eine ausgeprägte Ess-Brech-Sucht fügt dem Körper der Betroffenen langfristig immensen Schaden zu. Die sich immer wieder wiederholenden Diäten und das ständige Erbrechen sorgen dafür, dass der Elektrolythaushalt ins Wanken gerät.

Nehmen Menschen mit Bulimie zusätzlich Abführmittel ein, wird diese Problematik sogar verstärkt, mit weitreichenden Folgen für den Körper:

Die Abweichungen der normalen Elektrolytkonzentrationen des Organismus wirken sich dann auf verschiedene Strukturen und Organsysteme aus. Die sinkende Konzentration an Kalium im Blut und den Körperzellen rufen zum Beispiel eine Beeinträchtigung des Herzens hervor. Sinkt der Kaliumspiegel ab, so entwickelt sich ein unregelmäßiger Herzschlag, der eine Herzmuskelschwäche zur Folge haben kann.

Auch die Nierenfunktion kann aufgrund der von der Norm abweichenden Elektrolytkonzentrationen nicht aufrechterhalten werden. Bei den Betroffenen kommt es langfristig zu lebensbedrohlichen Nierenschädigungen.

Auch auf das Skelettsystem wirkt sich die Bulimie im Laufe der Zeit aus, denn das Elektrolyt Kalzium ist für den Knochen und dessen Festigkeit essenziell. Da aber auch die Konzentration an Kalzium bei einem Menschen mit einer ausgeprägten Bulimie abnimmt, werden die Knochen brüchig und es entsteht eine Osteoporose .

Bei den einzelnen Essanfällen wird vor allem der Magen sehr stark strapaziert. Die enorme Dehnung des Organs verursacht bei den Betroffenen starke Schmerzen, die im schlimmsten Fall ein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Ruptur des Magens (Magenruptur) sein können.

Außerdem sorgt das rezidivierende Erbrechen dafür, dass die Magenschleimhaut gereizt wird und sich entzündliche Prozesse ausbilden. Infolgedessen kann es zu Verletzungen im Bereich der Magenschleimhaut und zu schmerzhaften Blutungen kommen.

Auch das ständige Erbrechen kann die natürlichen Abläufe im Bereich des Verdauungstrakts durcheinander bringen. Da die Betroffenen große Mengen Nahrung auf einmal zu sich nehmen, einen Großteil davon aber wieder erbrechen, beginnt die Darmpersitaltik und damit der Nahrungstransport sich zu verlangsamen. Im Verlauf können sich Verstopfungen entwickeln.

Da die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre bei einem Bulimiker stetig mit aggressiver Magensäure in Kontakt kommt, besteht sie Gefahr, dass sich entzündliche Prozesse entwickeln.

Gelangt die Magensäure im Zuge des Erbrechens in die Luftröhre, so ist es möglich, dass der Betroffene eine Lungenentzündung entwickelt. Es ist sogar möglich, am Magensaft zu ersticken.

Nicht nur die inneren Organe, sondern auch die Zähne werden durch die aggressive Magensäure in Mitleidenschaft gezogen. Langfristig zerstört die Magensäure den Zahnschmelz und greift anschließend das freiliegende Zahnbein an. Auf diese Weise werden die Zähne anfälliger für kariöse Defekte. Betroffene bemerken außerdem in vielen Fällen eine deutliche Temperaturempfindlichkeit.

Eine weitere ernstzunehmende Folge einer anhaltenden Ess-Brech-Sucht ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung . Grund für die Entstehung dieser Erkrankung ist ein reflektorisches Anschwellen aller Speicheldrüsen, das durch die Ansteuerung der Mundhöhle getriggert wird. Infolgedessen steigt auch die Konzentration des Enzyms Amylase an.

Die entzündlichen Prozesse rufen bei den Menschen mit Bulimie starke Schmerzen, Fieber und Tachykardie hervor.

Leiden Frauen an einer ausgeprägten Bulimie, so wirkt sich dies im Laufe der Zeit auch auf ihren Menstruationszyklus aus. Bei ess-brechsüchtigen Frauen wird die Monatsblutung in der Regel zuerst unregelmäßig, bis sie letztendlich vollständig ausbleibt. Ohne Menstruation findet jedoch auch kein Eisprung statt, was dazu führt, dass auch die Fruchtbarkeit abnimmt.

Menschen mit Bulimie weisen in vielen Fällen eine gedrückte Stimmung auf und entwickeln Konzentrationsprobleme. Bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen verändert sich nachweislich die Struktur des Gehirns. In diesem Fällen spricht man von einer sogenannten Pseudoatrophie. Warum es zu dieser Strukturveränderung kommt und zu welchen Folgen sie führt, ist bislang weitestgehend unbekannt.

Wenn es trotz Bulimie zu einer Schwangerschaft kommt, kann dies bedrohliche Auswirkungen auf die Gesundheit der werdenden Mutter und des ungeborenen Kindes haben. Aufgrund der unzureichenden Ernährung kann sich der Fötus zumeist nicht regelrecht entwickeln. Infolgedessen können sogar bleibende Schäden entstehen.

Wie wird die Bulimie diagnostiziert?

Häufig lässt sich eine Essstörung anhand eines Gespräches mit den Betroffenen erahnen. Untersucht man den Patienten genauer, geben die äußerlichen Symptome weitere Hinweise auf das Vorliegen einer Bulimie: trockene Haut , brüchige Nägel, Veränderungen des Zahnfleisches, Karies , vergrößerte Speicheldrüsen und Fingerschwielen.

Im Labor zeigen sich Elektrolytveränderungen, die sowohl durch die Mangelernährung, als auch durch das Erbrechen bedingt sind. Das Kalium (Hypokaliämie), das Natrium (Hyponatriämie), das Calcium (Hypocalcämie), das Vitamin D und die Östrogene sind erniedrigt.

Die Amylase, ein Verdauungsenzym der Speicheldrüsen und der Bauchspeicheldrüsen, ist erhöht. Je nach Ursache kann eine Übersäuerung des Blutes (Azidose), bei Missbrauch von Abführmittel, oder eine Alkalisierung des Blutes (Alkalose), bei häufigem Erbrechen, vorliegen.

Um die Diagnose einer Bulimia nervosa stellen zu können, müssen nach ICD – 10 die vier folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • In einem Zeitraum von mindestens drei Monaten kam es mindestens zweimal pro Woche zu Essanfällen
  • Es besteht ein ununterbrochenes zwanghaftes Verlangen nach Essen
  • Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, wird mindestens eine der nachfolgenden Maßnahmen ergriffen
    • Selbstinduziertes Erbrechen
    • Laxantienabusus
    • Vorübergehende Hungerperioden
    • Andere Maßnahmen, wie z.B. die Einnahme von harntreibenden Mitteln (Diuretika), das exzessive Treiben von Sport oder die Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten
  • Es liegt eine verzerrte Selbstwahrnehmung, mit einem krankhaften Gefühl zu dick zu sein oder dick zu werden, vor

Bulimie-Test

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten auch ohne Arzt einen ersten Hinweis auf eine womöglich bestehende Essstörung zu gewinnen. Verschiedene Onlineangebote zur Durchführung eines Bulimie-Tests orientieren sich an exakt jenen Fragen, die auch ein Facharzt für Psychiatrie im Zuge der Diagnostik stellen würde. Alternativ kann die Diagnostik auch bei einem Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Dabei handelt es sich vor allem um Fragen bezüglich des Essverhaltens und möglicher Diäten. Auch die Einstellung zum eigenen Körper und die Selbstwahrnehmung spielen bei einem Onlinetest eine entscheidende Rolle, denn tendenziell sind Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl deutlich gefährdeter eine Essstörung zu entwickeln.

Darüber hinaus gehen sowohl Tests als auch der Facharzt auf die typischen Anzeichen für eine Essstörung ein. Aus diesem Grund fragen sie gezielt danach, ob man Anfälle hat, bei denen man unkontrolliert große Mengen Nahrung zu sich nimmt. Falls ja, ist es wichtig zu ermitteln, wie häufig diese auftreten.

Im Zuge dessen wollen sie zudem erfahren, ob nach einem solchen Essanfall Gegenmaßnahmen zur Vorbeugung einer Gewichtszunahme getroffen werden. Einige Fragen richten sich deshalb auf möglicherweise induziertes Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln und/oder exzessivem Sport.

Mithilfe der einzelnen Fragen können alle relevanten Kriterien für eine Essstörung abgearbeitet werden.

Hinweis

Bei diesen Tests muss jedoch stets beachtet werden, dass sie lediglich einen Anhalt liefern und die ausführliche Diagnostik eines Facharztes für Psychiatrie oder eines Psychotherapeuten nicht ersetzen können.

Sollte ein solcher Onlinetest jedoch positiv ausfallen und auf eine Problematik hinweisen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Nur auf diese Weise kann eine gezielte Behandlung in die Wege geleitet werden.

Bulimie als Außenstehender erkennen

Für Außenstehende, zum Beispiel die Eltern oder Freunde einer Person, die an Bulimie leidet, ist es in der Regel gerade am Anfang nicht einfach herauszufinden, dass mit dem Betroffenen etwas nicht stimmt. Grund dafür ist die Tatsache, dass Menschen mit Essstörungen verschiedene Strategien entwickeln, um die Erkrankung vor anderen sorgfältig zu verstecken.

So geben sich die meisten der Bulimiekranken in der Öffentlichkeit vollkommen normal. Essattacken und induziertes Erbrechen findet in der Regel ausschließlich zu Hause im Verborgenen statt. Eben so, dass niemand etwas von der bestehenden Problematik mitbekommt.

Bei vielen der Ess-Brechsüchtigen macht es zuerst den Anschein, als sei ihr Essverhalten sehr schwankend oder gar chaotisch. Im Laufe der Zeit wird bei näherer Betrachtung jedoch immer deutlicher, dass sie sehr kontrolliert und vor allem kalorienreduziert essen.

Angehörigen ist es außerdem möglich, anhand der Folgen des induzierten Erbrechens einen ersten Hinweis auf die Essstörung zu erlangen. Das Erbrechen sorgt in vielen Fällen dafür, dass kleine geplatzte Äderchen in den Augen auftreten. Auch die Hände können einige Auffälligkeiten aufweisen. So wird die Haut beim stetigen Kontakt mit Säure zunehmend rauer. Außerdem haben Bulimiker häufig Wunden an den Handrücken, die von den eigenen Zähnen hervorgerufen werden.

Durch das Erbrechen gelangt darüber hinaus stetig saurer Magensaft in die Mundhöhle. Aus diesem Grund nimmt der pH-Wert innerhalb der Mundhöhle deutlich ab, was ein reflektorisches Anschwellen der Speicheldrüsen zur Folge haben kann. Sichtbar wird dies dadurch, dass die Wangen voller und runder wirken (sogenannte Hamsterbäckchen). Nach einer Weile wirkt sich die Säure dann auch auf die Zahnsubstanz aus. Zuerst beginnt der Zahnschmelz damit Schaden zu nehmen. Im Anschluss wird er so weit zerstört, dass das Zahnbein sichtbar freilegt.

Hinweis

Für Eltern und Freunde, die eine Bulimie bei einer ihnen nahestehenden Person vermuten, ist jedoch wichtig zu wissen, dass nicht jeder der Betroffenen diese sichtbaren Anzeichen entwickelt.

Manchmal sind die psychischen Auswirkungen der Erkrankung deutlich leichter zu erkennen. Menschen mit Bulimie leiden zum Beispiel oftmals an starken Stimmungsschwankungen und beginnen damit, sich aus der eigenen Familie und vom Freundeskreis zu entfernen. In einigen Fällen beginnen sie zudem damit, Lebensmittel zu horten und zu verstecken oder Geld für den Einkauf von Nahrung zu stehlen. Darüber hinaus ist auch selbstverletzendes Verhalten bei Menschen mit Bulimie keine Seltenheit.

Unterschied zwischen Bulimie und Magersucht

Häufig ist es nicht einfach, zwischen einer Magersucht und einer Bulimie (Anorexia nervosa) zuverlässig zu unterscheiden. Für die betroffenen Patienten ist es aber essenziell, ihre Erkrankung exakt zu benennen.

Im Allgemeinen steht am Beginn einer Bulimie in der Regel eine Phase, in die betroffene Person sehr viel Gewicht verliert (extremer Gewichtsverlust). Erst im Anschluss setzen bei ihr die typischen Essanfälle und die Gegenmaßnahmen ein.

Vor allem die psychischen Hintergründe, die zur Entstehung der Erkrankung führen, sind bei Bulimie und Magersucht grundverschieden.

Sowohl bei Magersucht als auch im Falle einer Bulimie steht am Anfang in der Regel der Wunsch abzunehmen und das eigene Aussehen zu verbessern. Da in dieser Phase das soziale Umfeld häufig positiv auf das Ergebnis reagiert wird, können die Abnehmstrategien der Betroffenen zum Selbstläufer werden. Die Limitation der eigenen Nahrungsaufnahme kann in beiden Fällen andere, weniger gut kontrollierbare Lebensbereiche kompensieren.

So dienen die Strategien häufig dem Stressabbau und der Kontrolle über das soziale Umfeld. Problematisch ist auch, dass der Wunsch schlank zu sein, gerade in der westlichen Welt durch das verbreitete Schönheitsideal gefördert wird. Schönheit wird häufig mit Schlankheit gleichgesetzt. Unrealistisch bearbeitete Werbebilder sorgen zudem dafür, dass immer mehr junge Menschen mit dem eigenen Körper unzufrieden sind und sich wünschen, schlanker zu sein.

Hinweis

Eine Magersucht ist in der Regel durch bestimmte Anzeichen deutlich identifizierbar. Betroffene sind meist stark untergewichtig. Außerdem leiden sie häufig unter anderen körperlichen Mängeln wie stumpfes, dünnes Haar oder trockener Haut und Wassereinlagerungen. Bei Patienten, die an einer Bulimie leiden, muss die Erkrankung hingegen nicht unbedingt an der körperlichen Konstitution erkennbar sein.

Klassischerweise entwickelt sich die Bulimie aus einer Magersucht heraus. Das geschieht immer dann, wenn das anfängliche „Nichts essen wollen“ langfristig nicht durchgehalten werden kann. Die Betroffenen entwickeln dann gezielte Gegenmaßnahmen, um nach der Nahrungsaufnahme nicht an Gewicht zuzulegen. Bei diesen Gegenmaßnahmen handelt es sich in den meisten Fällen um selbst induziertes Erbrechen. Aber auch die Einnahme von Abführmitteln ist bei den Patienten keine Seltenheit.

Einer Bulimie liegen in vielen Fällen traumatische Erfahrungen zugrunde. Aus diesem Grund entwickeln vor allem Opfer sexuellen Missbrauchs besonders häufig eine Essstörung in Form der Bulimie. In diesen Fällen dienen die Essanfälle als Kompensationsmechanismus für Gefühle, die für die Betroffenen schwer zu verarbeiten sind. Sie dienen als Trost und Bindungsersatz.

Therapie bei Bulimie

Um eine Chronifizierung zu verhindern, sollte frühestmöglich mit einer Therapie begonnen werden. Dabei kann die Therapie ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen.

  • Psychotherapie: Wichtigstes Mittel in der Behandlung der Bulimie stellt die Psychotherapie dar. Die Therapie der ersten Wahl ist die kognitive Verhaltenstherapie, eine Kombination aus kognitiven (geistigen) und behavioralen (auf das Verhalten bezogenen) Techniken. Die Sitzungen sollten einmal wöchentlich eine Stunde lang stattfinden und mindestens 25 Sitzungen umfassen. Ziel ist es, falsche Denkinhalte zu erkennen und zu verändern, um ein verändertes Essverhalten und eine bessere Haltung gegenüber der eigenen Figur und des eigenen Körpergewichts zu erzielen. Auch Körper- und Bewegungstherapien, sowie psychoanalytische Methoden kommen zum Einsatz. Es wird den Patienten angeraten, an Selbsthilfegruppen teilzunehmen, um andere Betroffene kennenzulernen und sich gegenseitig zu unterstützen.
  • Antidepressiva: Begleitend zu einer psychotherapeutischen Behandlung können antidepressive Medikamente zum Einsatz kommen. Dies dient vor allem der Besserung einer depressiven Symptomatik und der Verhinderung von Rückfällen. In Studien konnte, durch den Einsatz von SSRI, nachweislich eine Besserung der Depressionen und der Essstörung erzielt werden. SSRI sind Selektive-Serotonin- Reuptake-Hemmer und zählen zu der Gruppe der Antidepressiva. Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn , sodass dieses länger wirken und seine stimmungsaufhellende Wirkung erzielen kann. Aus der Gruppe der SSRI ist in der Therapie der Bulimie das Fluoxetin zugelassen.

Wie ist die Prognose einer Bulimie?

Durch den Einsatz der medikamentösen Therapie lässt sich die Frequenz der Essanfälle um etwa 40-90 % senken. Wird die Medikation beendet, kommt es häufig zu Rückfällen. In Langzeittherapien wurde jedoch ein Nachlassen der medikamentösen Wirkung beobachtet.

Ca. 50 % der Betroffenen erzielen gute Therapieergebnisse. Lediglich in 20 % der Fälle werden schlechte Ergebnisse erzielt.

Hinweis

Die Sterblichkeitsrate einer Bulimia nervosa liegt bei etwa 3%.

Häufig treten, neben einer Bulimie, weitere psychische Erkrankungen im Verlauf auf. Ein gemeinsames Merkmal dieser Erkrankungen ist eine gesteigerte Impulsivität der Betroffenen. Am häufigsten treten eine Depression , eine Angststörung oder eine Panikstörung auf. Darüber hinaus kann es zu einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit kommen.

Häufige Komplikationen sind schwere Karies, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis) und des Mundraumes. Durch den Verlust wichtiger Elektrolyte und durch den Gebrauch von harntreibenden Mitteln (Diuretika) besteht die Gefahr einer Niereninsuffizienz .

Die entstehende Mangelernährung sorgt für endokrine Störungen, wie dem Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe ), unter anderem durch den Mangel an Östrogenen. Auch können diabetische Entgleisungen, wie eine Überzuckerung (Hyperglykämie) oder häufiger eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), auftreten. Durch den Calciumverlust kann es zu einer erhöhten Brüchigkeit der Knochen (Osteoporose ) kommen.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Bulimie

Der Heilungsprozess einer Bulimia nervosa dauert längere Zeit, bis zu mehreren Jahren. Sind die Betroffenen minderjährig, sollten die Sorgeberechtigten in die Therapie mit einbezogen und über die Erkrankung aufgeklärt werden, sodass Rückfälle im späteren Verlauf vermieden werden können.

Auch nach der Beendigung einer Psychotherapie kann es hilfreich sein, an Selbsthilfegruppen teilzunehmen. Insbesondere stressvolle Phasen, die in unserem Leben ständig vorkommen, sei es ein anstrengender Arbeitstag, die herbe Kritik eines Vorgesetzten, eine schwere Trennung oder ein Todesfall in der Familie.

Es ist als Betroffener besonders wichtig, die individuellen Alarmzeichen in so einer Situation zu kennen und richtig interpretieren zu können, um im Fall des Falles die richtigen Kontakte zu haben, die einen Rückfall verhindern können.

Zusammenfassung

Die Bulimia nervosa wird auch Ess-/ Brechsucht genannt, betrifft meist junge normalgewichtige Frauen und ist begründet in einer gestörten Selbstwahrnehmung. Es kommt zu krankhaften Heißhungerattacken, einer dauerhaften Beschäftigung mit Nahrungsmitteln und der Gewichtskontrolle und kompensatorischen Maßnahmen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.

Die Mangelernährung und das häufige Erbrechen führen zu Veränderungen des Hormonhaushaltes und des Stoffwechsels und können weitreichende Komplikationen haben. Die wichtigste therapeutische Maßnahme besteht in einer kognitiven Psychotherapie und einer Gabe von Fluoxetin als Antidepressivum.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Betroffenen sind meistens normgewichtig, können jedoch auch unter- oder übergewichtig sein. Sie leiden unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung mit einer krankhaften Angst an Gewicht zuzunehmen. Die Folge des mangelnden Selbstwertgefühls ist eine starke psychische Belastung, welche in einer Depression oder Angst- und Panikstörung resultieren kann. Häufig kommt im Verlauf eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit hinzu. Es besteht ein zwanghaftes Verlangen nach Nahrungsmitteln, was in geplanten Essanfällen resultiert. Diese finden mindestens zweimal pro Woche statt. Während dieser Attacken verlieren die Betroffenen die Kontrolle über sich selbst und die Menge an zugeführter Nahrung.

Im Nachhinein empfinden sie Scham und ergreifen kompensatorische Maßnahmen, um einer Gewichtzunahme entgegenzuwirken. Am häufigsten wird das selbstinduzierte Erbrechen gewählt, jedoch auch passagere Hungerperioden oder die Einnahme von Medikamenten. Es zeigen sich Anzeichen einer Mangelernährung mit erniedrigtem Blutdruck (Hypotonie) und einem Mangel an Vitaminen und Elektrolyten. Rhythmusstörungen des Herzens, ein Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe), das Risiko einer Niereninsuffizienz und eine verfrühte Brüchigkeit der Knochen (Osteoporose) sind Folgen des Mangels an Kalium, Natrium, Calcium, Vitamin D und Östrogenen. Auch können diabetische Entgleisungen, wie eine Überzuckerung (Hyperglykämie) oder häufiger eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), auftreten.

Die Haut und die Lippen sind trocken und die Nägel sind brüchig. Bei häufigem Erbrechen kann die saure Magensäure zu einer Entzündung des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis) und zu Entzündungen im Mundraum führen. Zahnfleischveränderungen, aufgerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden) und eine Schwellung der Speicheldrüsen (Parotishypertrophie) sind sichtbar. Die Zähne werden kariös, da sich der Zahnschmelz durch den hohen Säuregehalt der Magensäure aufgelöst hat. Durch den häufigen Kontakt der Fingerknöchel mit den oberen Schneidezähnen, beim Herbeiführen des Erbrechens, bilden sich Schwielen an den Fingergelenken am Handrücken, was als Russell-Zeichen bezeichnet wird. Insgesamt liegt die Sterblichkeitsrate einer Bulimia nervosa bei etwa 3%.

Die Bulimia nervosa ist eine Essstörung bei jungen Frauen gekennzeichnet durch krankhaften Heißhungerattacken, einer dauerhaften Beschäftigung mit der Nahrungsaufnahme und der Gewichtskontrolle und kompensatorischen Maßnahmen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Genetische Faktoren, psychosoziale Faktoren und familiäre und gesellschaftliche Einflüsse spielen eine Rolle. Ursächlich spielt der Zusammenhang zwischen einem verminderten Selbstwertgefühl, begründet in schlechten Erfahrungen der frühen Kindheit, und dem Körpergewicht eine Rolle. Durch das Erleben vieler Enttäuschungen suchen die Betroffenen den Grund in ihrem eigenen Körpergewicht und nutzen Essattacken mit anschließendem Erbrechen zum Spannungsabbau.

Durch das selbst herbeigeführte Erbrechen kommt die saure Magensäure in Kontakt mit dem Mundraum. Als Folge dessen kommt es dort zu Entzünden des Zahnfleisches und der Zahnschmelz wird angegriffen. Der Zahnschmelz löst sich oberflächlich auf. Die Zähne werden empfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen und Karies breitet sich vermehrt aus. Die Entzündung des Zahnfleisches kann sich bis in die Zahnwurzel ausbreiten und letztendlich zu einer Lockerung und dem Verlust der Zähne führen.

Liegt bereits ein Untergewicht vor, so kann eine Essstörung erahnt werden. Betrachtet der Arzt den Patienten genauer, geben die äußerlichen Symptome weitere Hinweise auf das Vorliegen einer Bulimie: trockene Haut, brüchige Nägel, Zahnfleischveränderungen, Karies, vergrößerte Speicheldrüsen, Fingerschwielen. Auch in einem Gespräch kann das mangelnde Selbstwertgefühl und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper deutlich werden.

Die Betroffenen haben ein mangelndes Selbstwertgefühl und sehen die Ursache vieler Enttäuschungen ihres Lebens in ihrem Körpergewicht. Es kommt zu einem Teufelskreis aus Essattacken und gegensteuernden Maßnahmen, wie herbeigeführtes Erbrechen oder die Einnahme von Medikamenten. Die Themen Nahrung und Gewicht sind so präsent, dass die Betroffenen sich ständig damit beschäftigen. Sie verfallen häufig in eine Depression, mit begleitenden Angst- oder Panikstörungen. Körperlich hat die Erkrankung eine Mangelernährung zur Folge.

Diese zeigt sich sowohl innerlich, durch Entzündungen des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis) und des Mundraums, als auch äußerlich in Form von trockener Haut und Lippen, brüchigen Nägeln, geschwollenen Speicheldrüsen, aufgerissenen Mundwinkeln (Mundwinkelrhagaden) und kariösen Zähnen. Bei induziertem Erbrechen kommt es, durch den Kontakt mit den Fingerknöcheln des Handrückens zu den oberen Schneidezähnen, zu einer Schwielenbildung (Russell – Zeichen). Die Elektrolyte sind verschoben. Der Kaliummangel führt zu Herzrhythmusstörungen und der Östrogen- und Calciummangel führt zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) und einem Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe). Die Sterblichkeitsrate einer Bulimia nervosa liegt bei etwa 3%

Ohne eine Therapie gelingt es den meisten Betroffenen nicht, sich zu von der Erkrankung loszusagen. Eine zeitnahe Therapie soll eine Chronifizierung verhindern. Die kognitive Verhaltenstherapie, als eine Untergruppe der Psychotherapie, ist das wichtigste Mittel in der Therapie. Sie umfasst kognitive (geistige) und behaviorale (auf das Verhalten bezogene) Techniken. Insgesamt sollten mindestens 25 Sitzungen erfolgen. Wöchentlich findet eine Sitzung statt, mit einer Dauer von einer Stunde. Falsche Denkinhalte werden identifiziert und so verändert, dass das Selbstwertgefühl gesteigert wird und das falsche Essverhalten abgelegt werden kann.

Körper- und Bewegungstherapien, sowie psychoanalytische Methoden können auch zum Einsatz kommen. Es wird den Patienten angeraten an Selbsthilfegruppen teilzunehmen, um andere Betroffene kennenzulernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Eine antidepressive Medikation mit SSRI dient nachweislich der Besserung depressiver Verstimmungen und der Verhinderung von Rückfällen. SSRI sind Selektive – Serotonin – Reuptake – Hemmer und zählen zu der Gruppe der Antidepressiva. Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn, sodass dieses länger wirken kann und seine stimmungsaufhellende Wirkung erzielen kann. Zugelassen in der Therapie der Bulimie ist das Fluoxetin.

Bei der Zahnpflege sollte darauf geachtet werden, dass eine weiche Zahnbürste verwendet wird und während des Putzvorganges nur wenig Druck ausgeübt wird. Da der Zahnschmelz bereits durch die saure Magensäure geschädigt ist, sollte nicht noch mehr Zahnschmelz entfernt werden. Zu empfehlen ist eine Zahnpasta mit einem hohen Fluoridgehalt um den Zahnschmelz zu stärken. Einmal wöchentlich sollte ein fluoridhaltiges Gel verwendet werden. Regelmäßige Zahnarztbesuche sollten wahrgenommen werden.

Die Magensäure ist sauer und wirkt reizend auf die Schleimhäute. Kommt es zu häufigem Erbrechen, entzünden sich die Schleimhäute des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis) und des Mundraumes. Fließt die Magensäure zurück und gelangt in die Luftröhre, so kommt es zu einer Reizung der Zellen bis in die Bronchien mit einer daraus resultierenden Entzündung. Symptome dieser Reizung sind anfallsartige Hustenattacken mit Atemnot und Kurzatmigkeit. Im schlimmsten Fall kann das Zurückfließen der Magensäure in die Lunge zu einer Lungenentzündung führen.

Durch das häufige Erbrechen kommen die Zähne in den Kontakt mit der sauren Magensäure. Die Magensäure führt zu einem oberflächlichen Erweichen des Zahnschmelzes. Die Zähne sind nun nicht mehr geschützt und werden schmerzempfindlich gegenüber Temperaturen und anfälliger gegenüber Karies. Breitet sich die Entzündung des Zahnfleisches und der Karies weiter aus, kann es zur Lockerung und zum Verlust der Zähne kommen. Auch Zahnwurzelentzündungen sind möglich.

Die Betroffenen sind laut Definition normalgewichtig, können jedoch auch an einem Untergewicht oder einem Übergewicht leiden. Psychisch betrachtet leiden sie unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung mit einer krankhaften Angst an Gewicht zuzunehmen. Das mangelnde Selbstwertgefühl belastet die Patienten sehr, sodass im Verlauf der Erkrankung häufig Angststörungen, Depressionen oder eine Alkoholabhängigkeit hinzukommen. Es liegen Anzeichen einer Mangelernährung vor. Der Blutdruck ist erniedrigt (Hypotonie) und durch den Verlust an wichtigen Elektrolyten, wie Kalium, kommt es zu Rhythmusstörungen des Herzens. Die Haut ist trocken und die Nägel sind brüchig. Die saure Magensäure führt bei häufigem Erbrechen zu Entzündungen des Magens (Gastritis), der Speiseröhre (Ösophagitis), des Mundraums und zu Zahnfleischveränderungen, trockenen Lippen und aufgerissenen Mundwinkeln (Mundwinkelrhagaden).

Die Speicheldrüsen (Parotishypertrophie) sind durch das häufige Würgen und Erbrechen angeschwollen. Der Zahnschmelz wird durch die Magensäure oberflächlich aufgeweicht, was zu einem vermehrtem Kariesbefall führt. An den Fingerknöcheln des Handrückens bilden sich Schwielen, die durch den häufigen Kontakt der mit den oberen Schneidezähnen, beim Herbeiführen des Erbrechens, entstehen (Russell - Zeichen). Der Östrogenmangel resultiert in einem Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe) und durch den Calciummangel kommt es zu einer grühzeitigen Knochenbrüchigkeit (Osteoporose). Auch können diabetische Entgleisungen, wie eine Überzuckerung (Hyperglykämie) oder häufiger eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), auftreten.

Die Bulimie zählt zu den Essstörungen und ist somit eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen leiden an einem mangelnden Selbstwertgefühl und sind mit ihrem Körper und ihrem Gewicht unzufrieden. In über 90% der Fälle sind junge Frauen betroffen. Auch Berufe, in denen ein niedriges Körpergewicht vorausgesetzt wird (Tänzerinnen) sind davon betroffen. Durch die geplanten Essanfälle wird häufig eine Erleichterung verspürt und Spannungszustande gemindert. Nach den Essattacken kommt es zu Schuldgefühlen und vermehrter Scham.

Es folgen Maßnahmen zur Verhinderung einer Gewichtszunahme. Dabei wird meistens selbst ein Erbrechen herbeigeführt. Andere Methoden sind ein exzessives Betreiben von Sport oder die Einnahme von Medikamenten, wie Laxantien, harntreibenden Mitteln (Diuretika) oder Schilddrüsenhormonen. Dieser Teufelskreis wiederholt sich regelmäßig und die Patienten schaffen es meistens nicht, sich selbst daraus zu befreien. Depressionen und Angststörungen kommen oft hinzu. Daher ist die empfohlene Therapie eine Kombination aus einer kognitiven Verhaltenstherapie, um die Einstellung gegenüber dem eigenen Körper und dem Essen zu ändern, und antidepressiven Medikamenten.

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Bulimie einfach erklärt

Bulimia nervosa

Häufigkeit

  • Beginnt meist im Jugendalter
  • Späteres Auftreten als Magersucht
  • Prävalenz in DE: 0.3% der Frauen und 0.1% der Männer

Risikofaktoren

  • überschlankes Schönheitsideal
  • falsche Vorbilder
  • psychische Vorerkrankungen

Ursachen

  • überschlankes Schönheitsideal
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • genetische Veranlagung
  • biologische Komponenten
  • problematische familiäre Einflüsse
  • hoher Leistungsanspruch

Symptome

  • Fressattacken
  • Erbrechen
  • Zwanghafte körperliche Betätigung

Komplikationen

  • Schädigung von Zähnen und Speiseröhre
  • Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushalts
  • Herzrhythmusstörungen
  • Dehydratation
  • Magengeschwüre

Diagnose

  • Anamnese
    • Fühlen Sie sich zu dick?
    • Sind sie mit ihrem Körper zufrieden?
    • Achten Sie oft darauf, wie viel und was Sie essen?
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    • Kommt es vor, dass sie die Nahrung wieder erbrechen?
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