Der Begriff "Ballismus" entstammt dem griechischen Wort für „werfen“ („ballein“) und bezeichnet eine neurologische Störung mit krankhaft gesteigerter Motorik. Betroffene klagen über unwillkürliche, plötzlich einschießende, wuchtige schleudernde Bewegungen der Extremitäten.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Ballismus?
Als häufigste Ursache gilt die fokale Ischämie – die auf gewisse Regionen limitierte Minderdurchblutung beispielsweise durch Infarkte oder Hirnblutungen. In selteneren Fällen kommen auch raumfordernde Prozesse (e.g. Tumore), erbliche Erkrankungen mit degenerativen Prozessen (Heredodegeneration) oder der Icterus gravis neonatorum (die Rhesusinkompatibilität bedingte, schwere bei Neugeborenen) in Frage.
Anatomisch betrachtet liegt dem Ballismus eine Verletzung (Läsion) des Nucleus subthalamicus zugrunde.
Dieser ist eine wichtige Komponente der sich im befindlichen Basalganglien (Stammganglien), die daneben auf dem Striatum (Streifenkörper), dem Globus pallidus (bleicher Körper), der Substantia nigra (schwarze Substanz oder Soemmerring-Ganglion) und den Thalamuskernen aufbauen. Kurz gesagt regeln die Basalganglien je nach Situation, ob eine erlernte Bewegung durchgeführt oder unterdrückt werden soll.
So werden motorische Handlungen sowohl über bekräftigende Signale an adäquate Elemente einer Bewegung (positive Auswahl) als auch zugleich über die Hemmung ungewollter, womöglich störender Bewegungen im Sinne einer Feinabstimmung justiert und optimiert. Diese Funktion wird über zwei parallele Verrechnungs-Pfade, nämlich dem direkten GO-Pfad sowie dem indirekten NoGO-Pfad, gleichzeitig umgesetzt.
Neurone des Nucleus subthalamicus sind Vermittler des NoGO-Pfades und erregen als solche das mediale (zur Körpermitte nahe) Pallidumsegment sowie die Substantia nigra (pars reticularis). Diese wiederum hemmen den Thalamus und damit die Aktivierung des Motorkortex. Das Resultat ist die Unterdrückung inadäquater Bewegungen.
Als Ausdruck der Läsion des Nucleus subthalamicus zeigt sich der Ballismus durch die fehlende Hemmung störender Bewegungen somit durch überschießende unwillkürliche Bewegungen (Hyperkinese = krankhafter Bewegungsüberschuss).
Was sind die Symptome bei Ballismus?
Klinisch kann sich der Ballismus mit plötzlichen, ungebremsten, schleudernden Bewegungen der Extremitäten (Arme, Beine) präsentieren, die proximal (nahe zum Rumpf) betont sind. Dadurch fahren jene Bewegungen tendenziell weit aus.
Meistens gibt sich diese motorische Störung in Form von rotierenden Bewegungen im Schultergelenk (Jaktationen) zu erkennen, die Bewegungen der Feinmotorik verhindern. Jene unwillkürlichen Bewegungen können kontinuierlich oder minutenlang zeitweise aussetzend (intermittierend) einsetzen.
Anfänglich können die Hyperkinesen auch den ganzen Tag lang in Absenz langer Unterbrechungen auftreten. Häufig ist die Störung auf eine Körperseite (unilateral) beschränkt, wodurch des Öfteren auch die Rede vom „Hemiballismus“ ist. Der Ballismus birgt insofern eine Verletzungsgefahr, als die betroffenen Gliedmaßen mit großer Wucht mit Hindernissen kollidieren könnten. Zudem gefährdet er eventuell die Stand- und Gangsicherheit Betroffener.
Zu bedenken wären Stressoren beispielsweise akustischer oder affektiver (gefühlsbetonter) Natur, die die Störung eventuell provozieren oder intensivieren könnten. Im Verlauf wurde des Öfteren beobachtet, dass der Ballismus durch eine Muskelschwäche (Parese) abgelöst wird.
Wie wird Ballismus diagnostiziert?
Mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder einer Computertomographie (CT) können krankhafte (pathologische) Veränderungen im Bereich der Basalganglien dargestellt werden.
Therapie bei Ballismus
Die auslösende Grundkrankheit gilt es zu therapieren. Als häufigste Verursacher des Ballismus gelten zerebrale Ischämien (Minderperfusion des Gehirns) oder intrakranielle (innerhalb des Schädels befindliche) Blutungen im Bereich der Basalganglien beziehungsweise des Nucleus subthalamicus.
Die Therapie eines ischämischen Schlaganfalls könnte beispielsweise durch eine Thrombolyse (Lösung des Blutgefäß-verstopfenden Pfropfes) mittels rt-PA (recombinant tissue-type plasminogen activator, „Alteplase“) erfolgen, wodurch die Durchblutung wiederhergestellt werden würde.
Bei einer gilt es hingegen die Blutgerinnung zu normalisieren, um die Blutstillung zu gewährleisten, vor allem wenn Betroffene bereits mit Blutverdünnern therapiert werden. So kann man als Gegenmittel zum blutverdünnenden Heparin zum Beispiel Protamin, oder gegen gerinnungshemmende Vitamin-K-Antagonisten (e.g. Phenprocoumon, Warfarin) das Vitamin-K in Kombination mit Gerinnungsfaktoren verabreichen.
Es könnte eventuell dienlich sein, wenn harte Hindernisse aus der unmittelbaren Umgebung von Betroffenen ferngehalten werden, um Verletzungen im Rahmen der Hyperkinesen zu vermeiden.
Wie ist die Prognose bei Ballismus?
Die Prognose hängt von der zugrundeliegenden Ursache bzw. deren Reversibilität ab. Fußt der Ballismus wie meistens auf einem vaskulären Geschehen, – eben zum Beispiel einer intrakraniellen Blutung oder zerebralen Ischämie – werden in den häufigsten Fällen gute Rückbildungen innerhalb von Wochen oder teilweise gar Tagen beobachtet.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Ballismus
Der Ballismus ist Ausdruck ernst zu nehmender Krankheiten, daher ist das Aufsuchen professioneller medizinischer Hilfe dringlichst angeraten.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Ballismus
Nach der Behebung des vaskulären Vorkommnisses kann sich der Ballismus wie zuvor erwähnt innerhalb von Tagen oder Wochen bessern. Darüber hinaus könnte eine Nachsorge zum Beispiel in Form von Physiotherapie implementiert werden.
Zusammenfassung
Der Ballismus ist eine motorische Störung, bei der es zu großkalibrigen Schleuderbewegungen der Extremitäten kommt. Häufig fußt er auf einer krankhaften Veränderung des Blutgefäßsystems mit Schädigung des Nucleus subthalamicus, einem funktionellen Bestandteil der Basalganglien, der als Vermittler des NoGo-Pfades inadäquate Bewegungen bei Gesunden unterdrückt.
Professionelle medizinische Hilfe ist zur Behebung der zugrundeliegenden Erkrankung aufzusuchen.