Geschrieben von Florian Schnabl (Student)
Aspirin, auch bekannt unter dem Wirkstoffnamen Acetylsalicylsäure, ist wohl das bekannteste Schmerzmittel im deutschsprachigen Raum. Den Namen hat der Wirkstoff von der chemisch verwandten Substanz Salicylsäure, die natürlich in der Weidenrinde (Salicis cortex) vorkommt. Durch chemische Modifikation dieser Salicylsäure konnte die Acetylsalicylsäure hergestellt werden und ein neues, gut verträgliches Medikament zur Schmerzlinderung war geboren. Das Präparat der Firma Bayer dominiert nun mittlerweile seit mehr als 100 Jahren den Markt.
Mit der Dreifachwirkung: Schmerzstillung, Fiebersenkung und Entzündungshemmung gehört es zu den nicht-steroidalen anti-rheumatischen Schmerzmittel (NSARs). Aspirin wird aufgrund seines Wirkmechanismus zu den COX-Hemmern gezählt. Darunter versteht man Substanzen, die die Enzyme Cyclooxygenase 1 (COX-1) und Cyclooxygenase 2 (COX-2) hemmen. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Aspirin und auch der Möglichkeit der rezeptfreien Erwerbung besteht auch zunehmend Aufklärungsbedarf. In den folgenden Kapiteln soll nun Auskunft zum Präparat Aspirin gegeben werden. Zudem gehört die Acetylsalicylsäure in niedriger Dosierung zu den wichtigsten Thrombozytenfunktionshemmern. Durch die relativ sichere Anwendung, die zuverlässigen Wirkung und geringen Kosten kommt es vor allem in der prophylaktischen Therapie von Blutgerinnseln zum Einsatz.
Wie Aspirin im Körper seine Wirkung entfaltet
Nach der Einnahme von Aspirin kommt es zur Aufnahme über den
COX-1 kommt in den meisten Geweben und Zellen des Körpers vor und wird kontinuierlich vom Körper synthetisiert. Unter anderem reguliert es die Säurebildung im
Eine ebenfalls sehr wichtige Funktion der COX-1 ist die Regulierung von Blutgerinnung, sowie die Verengung von Blutgefäßen durch die Synthese von Thromboxan A2 (TXA2). Dieses Gewebshormon bewirkt eine Aggregation der Blutplättchen und kann durch die Hemmung der COX-1 vermindert werden.
Das Enzym COX-2 kommt, im Gegensatz zu COX-1, nur in
Die schmerzlindernden Eigenschaften des Aspirins beruhen auf der irreversiblen Hemmung der COX-2. Die Wirkung von Aspirin wird also erst bei der Neusynthese des Enzyms aufgehoben. Bei Verletzungen oder Infektionen kommt es zur vermehrten Bildung von COX-2. Diese Enzymbildung führt in weiterer Folge zur Synthese von Entzündungsbotenstoffe. Vor allem die Botenstoffe PGE 2 und Prostacyclin (PGI2) werden gebildet. Diese sind jedoch nicht selbst für die Schmerzauslösung verantwortlich.
Sie führen jedoch zu einer erhöhten Empfindlichkeit von Schmerzrezeptoren. Diesen Vorgang nennt man Sensibilisierung. Das hat zur Folge, dass sogenannte Schmerzmediatoren wie Serotonin, Bradykinin, Histamin vermehrt an die Schmerzrezeptoren andocken und es zur Auslösung von Reizweiterleitungen kommt. Diese werden an das
In weiterer Folge können keine Entzündungsbotenstoffe PGE2 und PGI2 gebildet werden und er Entzündungsprozess wird gehemmt. Die Schmerzlinderung wird vor allem durch die Blockade der Synthese von PGE 2 verursacht. Die Wirkung ist besonders bei Schmerzempfinden aufgrund von entzündlichen Prozessen sehr gut ausgeprägt. Der der Verlauf dieser entzündlichen Prozesse kann jedoch nicht beeinflusst werden. Es kommt lediglich zu einer Symptomlinderung. Ein weiterer Vorteil, den Aspirin als COX-Hemmer mit sich bringt, ist dass die Anreicherung des Medikaments an den Stellen im Körper erfolgt, welche entzündet sind. Das wird durch die speziellen ph-Werte ermöglicht, welche bei Entzündungsprozessen zu finden sind.
Die Fiebersenkung erfolgt ebenfalls über die Blockade der COX-2. Bei der Entstehung von Fieber kommt es durch beispielsweise Viren oder Bakterien zur Anregung von sogenannten Makrophagen. Makrophagen sind Fresszellen des Immunsystems und dienen zur Beseitigung von Krankheitserregern. Makrophagen bilden nun bei Kontakt mit Erregern die Entzündungsbotenstoffe.
Diese Entzündungsbotenstoffe erzeugen dann in einem bestimmten Bereich des Gehirns die Synthese der COX-2. Es kommt wiederum zur Bildung von PGE2 und in weiterer Folge zur Aktivierung des Hypothalamus (wichtigste Steuerzentrum im Gehirn). Über weitere Signalwege kommt es dann zur Erhöhung der Körperkerntemperatur. Die Hemmung der COX-2 und die damit verbundene Ausbleiben der Bildung von PGE2 führen somit zur Fiebersenkung.
Die prophylaktische Therapie von Blutgerinnseln beruht auf der Hemmung von COX-1 und damit auch die Verminderung der Synthese von TXA2. Es kommt hier zu einer irreversiblen Hemmung. Das bedeutet, dass die Wirkung bleibt sehr lange aufrecht. Erst durch Synthese neuer Thrombozyten wird die Wirkung aufgehoben. Die Neusynthese dauert circa 8 bis 11 Tage.
Die selektive Wirkung beruht auf der spezifischen Modifikation von Thrombozyten. Nach der Aufnahme wird die Acetylsalicylsäure über die Pfortader zur
Das ist sehr wichtig, weil dadurch die Prostacyclinsynthese von COX-1 in den Blutgefäßen aufrechterhalten wird. Dieses Prostacyclin (PGI2) sorgt ebenfalls für eine Hemmung der Thrombozyten Aggregation und senkt somit die Wahrscheinlichkeit Blutgerinnsel zu bekommen.
Dosierung laut: Michael Freissmuth, Stefan Offermanns, Stefan Böhm (2012): „Pharmakologie und Toxikologie“, 2. Auflage, Berlin, Springer Verlag.
Aspirin wird vor allem als Schmerzmittel bei Schmerzen verschiedenster Ursachen angewendet. Von leichten Migräneanfällen bis hin zu Muskel oder
Dosierungsempfehlung:
2-3 x 500–1000mg
Tagesmaximaldosis 3000mg
Da die Therapie von rheumatischen Erkrankungen mit Acetylsalicylsäure nur in sehr hohen Dosen eine Wirkung zeigt, wird Aspirin hier nur mehr selten angewendet. Das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen und Komplikationen in Zusammenhang mit der zu hohen Dosis ist hier meist zu groß. Eine Therapie mit normaler Dosis zur Schmerzlinderung kann jedoch erfolgen.
Dosierempfehlung zur Therapie rheumatischer Erkrankungen:
3–4 täglich × 1000–1500 mg
Tagesmaximaldosis beträgt 5000 mg
In vielen Studien konnte schon gezeigt werden, dass die Gabe von Acetylsalicylsäure bei akutem Koronarsyndrom,
Dosierungsempfehlung:
50-100 mg Tagesdosis
300mg jeden 2. Tag
Das Auftreten von Nebenwirkungen in Zusammenhang mit Aspirin ist sehr häufig. Diese unerwünschten Wirkungen sind jedoch dosisabhängig und meist von kurzer Dauer.
Die Nebenwirkungen bei der Einnahme von Aspirin betreffen oftmals den Magen-Darm-Trakt. Sie sind meist leichter Art und umfassen Übelkeit,
Aufgrund der Hemmung von COX-1 und die darauffolgende verminderte Bildung von PGE 2 kann es zu Mikroblutungen in der Magenschleimhaut kommen. Die fehlende Schutzwirkung des von PGE 2 produzierten Schleims und die verminderte Bicarbonat Bildung kann jedoch nicht nur zur Schleimhautschädigung führen, sondern auch bei längerer Einnahme Magen- und Darmgeschwüre begünstigen.
Zudem kommt es zu einer vermehrten Blutungsneigung durch die Einnahme von Aspirin. Zurückzuführen ist das auf die Hemmung der Synthese von TXA2 und der damit verbundenen verminderten Aggregation1 der Blutplättchen.
Eine spezielle Nebenwirkung, die Aspirin von anderen COX-Hemmern unterscheidet, sind schwere Überempfindlichkeitsreaktionen. Es kann im Zuge solcher Reaktionen zu Asthmaanfällen oder schweren Hautreaktionen kommen. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase kommt es zur Bildung verschiedener entzündungsfördernder Botenstoffe (Leukotriene). Diese Botenstoffe führen zu einer Pseudoallergie. Das Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur und eine verminderte Sauerstoffaufnahme ist die Folge
Eine sehr schwerwiegende Nebenwirkung, die im Zusammenhang mit Aspirin auftreten kann, ist das
Bei den hohen Dosen, welche obsolet in der Therapie von rheumatischen Erkrankungen verwendet wurden (6-8 g), kam es zu unerwünschten Wirkungen im zentralen Nervensystem. Dazu zählen Schwindel, Benommenheit, Ohrensausen, Kopfschmerzen und Schwerhörigkeit. Diese Nebenwirkungen sind jedoch bei normaler Dosierung nur äußert selten zu erwarten.
Bei der übermäßigen Einnahme kann es ebenfalls zu Vergiftungserscheinungen kommen. Dabei kommt es zu einer Störung der Atemregulation. Es folgt eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes und führt zu Atemlähmungen, Übertemperatur und Bewusstlosigkeit. Todesfälle können schon ab einer Dosis von 10 Gramm auftreten. Übermäßiger Gebrauch über längeren Zeitraum kann zudem zu schwerwiegenden Schäden an der
Des weiteren kann die Einnahme von Aspirin einen Gichtanfall begünstigen. Die Ausscheidung der Acetylsalicylsäure sorgt in der Niere für eine verminderte Eliminierung der Harnsäure. Das führt zu erhöhten Harnsäurekonzentrationen und in weiterer Folge zu einem erhöhten Risiko, einen Gichtanfall zu erleiden. Bei Gicht werden nämlich Abbauprodukte der Harnsäure in Gelenken abgelagert und es kommt zu Entzündungen.
Durch die vermehrte Blutungsneigung von nach Einnahme von Aspirin ist die Kombination mit anderen Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen, strengstens untersagt. Die Wirkverstärkung der Gerinnungshemmer kann lebensbedrohlich sein.
Die gleichzeitige Gabe von Glucocorticoiden (Kortison) und Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (bei Panik und Angststörungen) ist auch untersagt. Hier kommt es ebenfalls zum vermehrten Auftreten von Magen-Darm Blutungen sowie Geschwüren.
Von dem Konsom von Alkohol sollte während der Einnahme von Aspirin abgesehen werden. Die Neigung Magen-Darm-Beschwerden zu erleben ist auch hier massiv erhöht.
Vorsicht ist auch bei Diabetikern geboten, die Aspirin einnehmen. Es kann zur Wirkungsverstärkung von blutzuckersenkenden Mitteln kommen. Unterzuckerung sind die Folge.
Die gleichzeitige Einnahme von ACE-Hemmern (bei
Aufgrund der zahlreichen potenziellen Nebenwirkungen von Aspirin gibt es auch einige Kontraindikationen zu beachten.
Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren dürfen Aspirin nicht einnehmen. Das Risiko, eine lebensbedrohliche Nebenwirkung in Form des Reye-Syndroms zu erleiden, ist zu hoch.
Weiteres darf eine Einnahme bei Entzündungen der Magenschleimhaut, sowie bei Magen-Darm Geschwüren nicht erfolgen.
Die Anwendung von Aspirin sollte auch von Patienten mit Neigungen zu allergischen Reaktionen mit Vorsicht erfolgen. Die potenziell vermehrte Bildung von Entzündungsbotenstoffen erfolgt besonders bei Personen mit Allergien und kann zu allergischen Reaktionen wie Asthmaanfällen oder Hautreaktionen führen. Zudem sollten Patienten mit geschädigten Nieren auf eine Aspirin Einnahme verzichten. In den Schwangerschaftswochen 27 – 40 ist von einer Einnahme von Aspirin abzusehen. Der Blutverlust kann hier bei der Geburt massiv erhöht werden und es kann zu Verzögerungen bei der Geburt kommen.
Aspirin ist der Klassiker unter den Schmerzmitteln. Die Wirkungen sind effektiv, gehen aber mit verhältnismäßig vielen unerwünschten Wirkungen einher. Die zahlreichen Nebenwirkungen sind jedoch meist von kurzer Dauer und dosisabhängig.
Besonders Personen mit Magen-Darm-Beschwerden sollten von einer Einnahme absehen. Die vermehrte Blutungsneigung nach der Einnahme von Aspirin sollte ebenso beachtet werden. Für Personen, die Gerinnungshemmer einnehmen, kann die Aspirin Einnahme lebensbedrohlich sein und darf nicht erfolgen. Bei Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahren sollte ein alternatives Medikament mit ähnlichem Wirkprofil bevorzugt werden.
Die Anwendung von Acetylsalicylsäure zur Behandlung von Blutgerinnseln sowie zur Prophylaxe ist sehr effektiv. Die niedrigen Dosen gehen auch mit einer niedrigen Rate an unerwünschten Wirkungen einher. Somit stellt die Acetylsalicylsäure eine sehr attraktive Behandlungsmethode dar. Besonders in der Prävention von Blutgerinnseln ist es sehr beliebt.
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Geschrieben von
Florian Schnabl
Medizinisch geprüft am
15. Sept. 2022
Begriffe
Herzinsuffizienz
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